Europäische Vernetzung seit dem Mittelalter – Die 17 Klosterstätten des Projekts „Cisterscapes – Cistercian landscapes connecting Europe“ im Portrait

Europäische Vernetzung seit dem Mittelalter – Die 17 Klosterstätten des Projekts „Cisterscapes – Cistercian landscapes connecting Europe“ im Portrait
Nachrichten

Der Landkreis Bamberg ist Träger und Koordinator des transnationalen LEADER-Kooperationsprojekts „Cisterscapes – Cistercian landscapes connecting Europe“ mit 17 Klosterlandschaften in 5 Ländern.

Gemeinsames Ziel ist die Bewerbung um das Prädikat „Europäische Kulturerbe-Siegel“ (EKS), eine Auszeichnung die einen nachhaltigen touristischen und damit auch wirtschaftlichen Mehrwert für die Region bedeutet.

Aktuell befindet sich die Initiative in einer entscheidenden Phase: So wird zwischen dem 5. Mai und dem 14. Juni eine Internationale Fachjury die Bewerbungen der Partnerstätten um das EKS bewerten und Empfehlungen in Hinblick auf die offizielle Einreichung am 30. November 2021 bei der Kultusminister-Konferenz in Berlin geben.

Das Fachgremium umfasst namhafte Wissenschaftler und erfahrene Welterbe-Manager unter dem Vorsitz von Lilian Grootswagers, Ratsmitglied des Netzwerks für sakrale Orte „Future for religious heritage“. Desweiteren nehmen Bénédicte Gaillard, Ph.D., Geschäftsführerin des Welterbe-Managements Gaillard Consulting, Prof. Dr. Hans Renes, historischer Geograph an der Universität Utrecht (Fakultät für Geowissenschaften) und Professor für Heritage Studies an der Vrije Universiteit Amsterdam (Fakultät für Geisteswissenschaften) aus den Niederlanden teil. Anja Walker, Projektleiterin und Kaspar Schürch, Managing Director im Management der schweizerischen Welterbestätten World Heritage Experience Switzerland, Kartograph und Raumanalytiker Dr. Christophe Wissenberg, Wissenschaftler an der Universität Straßburg und Prof. Dr. Linde Egberts von CIVILSCAPE, Universität Amsterdam steuern ebenfalls ihre Expertise bei.

Diese Klosterlandschaften bewerben sich unter der Führung Bambergs um das Europäische Kulturerbe-Siegel:

Partner in Deutschland:

Kloster Ebrach im Steigerwald – Gründung: 1127
Gegründet im Jahr 1127 als erste rechtsrheinische Ausgründung der Primarabtei Morimond (Frankreich). Der Zisterze kam eine zentrale Rolle für die Ausbreitung der Zisterzienser zu, die als Reform-Orden der Benediktiner hervorgegangen waren. Das Kloster galt bis zu seiner Aufhebung 1803 als bedeutender Grundherr, wovon das umfangreiche bauliche und kulturlandschaftliche Erbe bis heute zeugt. Zu nennen sind neben der barocken Klosteranlage in Ebrach hier etwa die schlossartigen, repräsentativen Amtshöfe in Burgwindheim, Sulzheim, Oberschwappach und Mainstockheim oder der Klosterwald als zentraler Bestandteil des sog. Möncheigen.

Kloster Altenberg – Gründung: 1133
Die direkt aus Morimond gegründete Abtei Altenberg liegt im Dhünntal nordöstlich von Köln. Ihre historische Kulturlandschaft ist bis heute durch viele Elemente und Strukturen gut erhalten.

Kloster Bronnbach – Gründung: 1151
Die Zisterze Bronnbach wurde 1157 in den wasserreichen Talgrund der Tauber verlegt. Die Bronnbacher Zisterzienser förderten vor allem den Weinbau in der Region.

Kloster Langheim – Gründung: 1132/33
Als Filiation der gegründeten Abtei Ebrach stand Langheim mit am Anfang der zisterziensischen Ostbewegung in Europa. Die im Tal des Leuchsenbaches gelegene Abtei fokussierte sich auf Waldbau und Fischzucht.

Kloster Loccum – Gründung: 1163
Grundlage der Klostergründung war die Schenkung des Grafen Wilbrand von Hallermund. Die Raumwirksamkeit des Klosters reichte weit über das Dorf Loccum bis nach Oedelum nordöstlich von Hildesheim und südlich bis an die Weser hinaus.

Kloster Maulbronn – Gründung: 1138/ 1147
Nach einem ersten Gründungsversuch der Zisterzienser in Eckenweiher (Mühlacker) erfolgte aus Mangel an Wasser, Weideland und Baumaterial der Umzug nach Maulbronn (Mulenbrunnen) am oberen Salzachtal. Wasser-, Wein- und Obstbau prägen die Landschaft.

Kloster Pforte – Gründung: 1132
Die Erstgründung des Klosters Pforte erfolgte als Tochter des Klosters Walkenried 1132 in Schmölln. Anfeindungen der slawisch-heidnischen Bevölkerung erforderten die Verlegung ins Saaletal 1137, das von den Mönchen maßgeblich durch Wein- und Obstbau kultiviert wurde.

Kloster Waldsassen – Gründung: 1133
Um das Jahr 1133 gründete Markgraf Diepold III. das Kloster Waldsassen und stattete es mit umfangreichen Stiftungen aus. Besonders landschaftsprägend sind bis heute die Karpfenteiche.

Projekt-Partner in Österreich:

Stift Rein – Gründung: 1129
Im Jahr 1129 gründete Markgraf Leopold I. von Steyr das Stift Rein. Der Klosterstandort im Gratweiner Becken bot den Mönchen gute Voraussetzungen zum Aufbau eines Klosters in Abgeschiedenheit. Rein ist eine Tochter der Abtei Ebrach und gleichzeitig das älteste durchgängig bestehende Zisterzienserkloster der Welt.

Stift Zwettl – Gründung: 1138
Hadmar I. von Kuenring gründete die Abtei Zwettl, nachdem die Gottesmutter den Gründungsort anhand einer im Winter grünenden Eiche gezeigt hatte. Landschaftsprägend sind Teichwirtschaft und Waldbau

Projekt-Partner in Polen:

Kloster Wagrowiec/ Łekno – Gründung: 1143
Kloster Łekno gilt als älteste Zisterziensergründung in Polen. Ursprünglich am Łekno-See (Colmarer Seenplatte) gelegen, wurde es im 14./15. Jahrhundert an den Ort des klösterlichen Meierhofs in Wągrowiec verlegt.

Projekt-Partner in Slowenien:

Kloster Kostanjevica na Krki – Gründung: 1234
Eingebettet in der Ebene zwischen dem Fluss Krka und dem Žumberak-Gebirge liegt das Kloster Kostanjevica na Krki. Landschaftlich prägend war vor allem der zisterziensische Weinbau.

Kloster Stična – Gründung: 1136
Stična, gegründet von Peregrin, Patriarch von Aquileja, Tochterkloster von Rein, ist das älteste Kloster auf dem Gebiet des heutigen Sloweniens. Zahlreiche Mühlen, Wirtschaftshöfe und Wälder sind bis heute erhalten.

Projekt-Partner in Tschechien:

Kloster Plasy – Gründung: 1146
Herzog Vladislav II. stiftete 1144/1146 die Abtei Plasy im Tal der Střela als eines der ältesten Zisterzienserklöster Böhmens. Die barocken Neubauten des Klosters, der großen Vierseithöfe und die Wallfahrtskirche Marianske Tynice sind bis heute landschaftsprägend – ebenso wie weite Landwirtschaftsflächen für Getreide und Obstanbau.

Kloster Velehrad – Gründung: 1205
Markgraf Jindřich gründete das erste mährische Zisterzienserkloster am Ufer der Salaška, im südlichen Teil der waldreichen Chřiby-Berge. Die angesiedelten Zisterzienser brachten wirtschaftlichen Reichtum und kultivierten insbesondere Obst, Wein und Hopfen.

Kloster Vyšší Brod – Gründung: 1259
Kloster Vyšší Brod wurde durch den böhmischen Oberstmarschall Wok von Rosenberg gegründet und liegt im Tal der Moldau, westlich der Einmündung der Menší Vltavice. Seit ihrer Gründung ist es ein geistliches und kulturelles Zentrum Südböhmens und prägte durch Waldbau, Fischzucht und Bergbau die Region

Kloster Žďár nad Sázavou – Gründung: 1252
Kloster Saar wurde 1252 im böhmisch-mährischen Grenzgebiet zwischen den Flüssen Sázava und Svratka an der Libicka Handelsstraße gegründet. Dutzende Teiche und Teichketten wurden um das Kloster und seine Höfe angelegt, dazu zahlreiche Hammermühlen zur Metallverarbeitung.

Das Projekt „Cisterscapes – Cistercian landscapes connecting Europe“ zur Vorbereitung der Bewerbung und Inwertsetzung von Klosterlandschaften wird gefördert durch das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten und den Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER), durch die Stiftung der Sparkasse Bamberg zur Förderung von Kunst, Kultur und Denkmalpflege, die Oberfrankenstiftung sowie das Erzbistum Bamberg, das Bistum Würzburg und das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege. Kooperationsmittel kommen auch aus den Partner-Landkreisen Haßberge, Kitzingen, Lichtenfels, Neustadt/Aisch, Schweinfurt und Tirschenreuth sowie aus den Städten Lichtenfels und Waldsassen.

Informationen zum Projekt unter www.cisterscapes.eu

Bildunterschrift: Kloster Kostanjevica na Krki – Luftbild 

Text: Pressestelle Landkreis Bamberg
Foto: Fotoarchive GBJ, Marja Gazvoda