Mindestüberholabstand: Neues Verkehrsschild für Bamberg?

Mindestüberholabstand: Neues Verkehrsschild für Bamberg?
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Mehr Sicherheit für Radfahrer: Initiative fordert Stadt heraus

Am Mittwoch prangte kurzfristig ein neues Verkehrsschild an einer Kreuzung am Bamberger Schönleinsplatz. Es soll dem Schutz der Fahrradfahrer dienen, indem es auf den Mindestüberholabstand hinweist und wurde von Aktiven der Initiative Radentscheid montiert. Die Stadt begrüßt die Idee grundsätzlich, hält Heckbeklebungen auf Bussen aber für sinnvoller.

Mindestüberholabstand - Neues Verkehrsschild in Bamberg am Schönleinsplatz

Werden diese Schilder den Verkehrsteilnehmern bald häufiger im Bamberger Stadtbild begegnen? Wenn es nach der Initiative Radentscheid geht, ja: Die Aktivisten setzen sich für eine höhere Radar-Sicherheit ein und haben kurzfristig ein neues Verkehrsschild montiert. Sie fordern die Stadt dazu auf, schnellstmöglich zu reagieren und das Thema Mindestüberholabstand zu kommunizieren.

„Was die Stadt Bamberg nicht macht, machen dann eben einfach wir“, so formuliert es die Initiative Radentscheid Bamberg in einem Facebook-Post. „Vor allem die Problematik des häufig zu geringen Überholabstandes auf Bambergs Straßen ist ein Thema, auf welches wir seit rund zwei Jahren aufmerksam machen und der Stadt auch Lösungsvorschläge in Form von entsprechenden Verkehrsschildern oder Heckaufklebern für Busse unterbreitet haben“, so Radentscheid-Initiator Christian Hader. „Das Problem ist aufgrund des mit der Einwohnerzahl massiv steigenden Verkehrsaufkommens ein sehr drängendes“. Das erkennt auch die Stadt Bamberg und Pressesprecherin Ulrike Siebenhaar betont: „Ein großzügiger Abstand beim Überholen von Fahrradfahrern sorgt für deutlich mehr Sicherheit. Wir begrüßen und unterstützen alle Initiativen, die dazu beitragen“. Die Fronten zwischen der Initiative, die für eine bessere Rad-Infrastruktur und eine Erhöhung der Sicherheit für Radler in Bamberg kämpft, und der Stadt Bamberg sind allerdings seit mehreren Monaten verhärtet. Die Initiative vermisst den politischen Willen zur Umsetzung des Ende Januar 2018 verabschiedeten Maßnahmenpaketes und hat die Zusammenarbeit mit der Stadt im November des letzten Jahres nach nur zehn Monaten aufgekündigt. Die Stadt dementierte die Vorwürfe und verwies auf bereits umgesetzte Projekte wie den Car Bike Port am Kranen oder die Ausweisung eines Fahrradquartiers in der Mayerschen Gärtnerei.

Initiative montiert neues Verkehrsschild

„Weil beim Thema Mindestüberholabstand wie auch bei vielen anderen Dingen, bislang nichts auf der Straße angekommen ist, sind wir nun in die Offensive gegangen“, wie Hader erläutert. Die Aktiven haben auf eigene Kosten ein passendes Schild anfertigen lassen und in einer Guerilla-Aktion kurzfristig an einer der betroffenen Stellen an der Ecke Friedrichstraße/Willy-Lessing-Straße am Bamberger Schönleinsplatz montiert. Es weist auf den gerichtlich geregelten Mindestabstand hin, den Autofahrer beim Überholen von Radfahrern einhalten müssen. Auf grünem Grund ist ein Radfahrer zu sehen, welcher von einem Auto überholt wird. Zwischen den beiden Verkehrsteilnehmern verdeutlicht ein Pfeil den besagten Abstand von mindestens eineinhalb Metern (bei Kindern sind es zwei Meter). Hader erklärt: „Autos dürfen Radfahrende bei Gegenverkehr nicht überholen, da sie für den Überholvorgang auf die Gegenfahrbahn ausweichen müssen.“ Diese Schilder sind nicht neu und zum Beispiel im Stadtbild von Esslingen am Neckar, Rostock oder Sonthofen zu finden. Stadtbusse in Nürnberg und Wiesbaden rollen mit Heckaufklebern durch den Stadtverkehr. Diese Hinweis-Sticker sind auch in Bamberg bereits im Gespräch, wie Pressesprecherin Ulrike Siebenhaar bestätigt: „Schon bei den Gesprächen zur Imagekampagne mit der Initiative Radentscheid war eine der Ideen, einen solchen Hinweis in Echtgröße hinten auf den Bussen anzubringen. Die Idee wurde weiter verfolgt und mittlerweile liegen alle Ergebnisse der Prüfung vor. Vorbehaltlich der Mittelbereitstellung werden wir das auch umsetzen“. Es fehle noch eine finale Entscheidung, die Umsetzung sei aber beschlossene Sache. „Neue Schilder im Stadtverkehr würden hingegen völlig untergehen“, so Siebenhaar weiter. „Die Busse fahren herum, sind somit auf den Straßen präsent und wir verfolgen immer das Interesse, den Schilderwald eher zu minimieren, als neue zu installieren“.

Wettherausforderung an die Stadt

Daher wird die Stadt Bamberg auf die von der Initiative gestellte Wette nicht eingehen. Die Aktivisten forderten die Stadtverantwortlichen rund um Oberbürgermeister Andreas Starke auf, dem Beispiel der Aktion am vergangenen Mittwoch zu folgen und mindestens zehn solcher Schilder in den kommenden vier Wochen in Bamberg zu installieren.

Die Aktivisten haben das Schild ordnungsgemäß wieder abgenommen und der Stadt im Anschluss an die Aktion als Schenkung überreicht. „Wir begrüßen den dahinter stehenden Gedanken, würden von der Wette aber dennoch gerne Abstand nehmen“, so Siebenhaar. „Wir erachten das Anbringen von Hinweisen auf Bussen als sinnvoller, so wie auch Herr Hader ursprünglich dieser Meinung war und uns diese Lösung als „best-practice“-Beispiel vorgelegt hatte“. Im Namen der Initiative widerspricht Christian Hader dieser Aussage und betont “ dass wir bereits im Jahr 2017 konkret das entsprechende Schild als favorisierte Idee genannt hatten“. Er beurteilt die Ablehnung der Stadt in Bezug auf Zusatzschilder als erneute „Ausflüchte, wenn es um die Umsetzung konkreter Maßnahmen geht“ und ergänzt: „Mit der Aktion der temporären Schild-Anbringung ging der Versuch eines Brückenbaus zur Stadt Bamberg einher. Wir haben der Stadt auf humorvolle Art und Weise eine niederschwellige und kostengünstige Möglichkeit angeboten, sich schnell und effektiv für mehr Radverkehrssicherheit einzusetzen. Dieses Angebot wurde jäh und mit Verweis auf fadenscheinige Gründe abgelehnt.“