Alex Capus begeistert Bamberger Literaturfans

Alex Capus begeistert Bamberger Literaturfans
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Kurzweilige Lesung im ausverkauften Hübscher Buch & Medienhaus

Der 1961 in der Normandie geborene, heute in Olten (Schweiz) lebende Schriftsteller liest aus seinem neuen Roman „Das Leben ist gut“. Fast zwei Stunden lang amüsiert und unterhält er die Zuhörer. Viele von ihnen finden sich in den kleinen Alltagspassagen des langjährig verheirateten Ehepaares Max und Tina wieder. Leben und Liebe, Ehe und Alltag bilden dabei zentrale Themen.

Alex Capus liest beim Bamberger Literaturfestival im Hübscher Buch und Medienhaus

Erzählen und Lesen – der Abend ist abwechslungsreich und kurzweilig.

„Spätestens ab Seite fünf ist man, und zwar in all den Romanen und Erzählungen von Capus, richtig im Geschehen drin und gefesselt“, eröffnete Andrea Bartl, Professorin für Neuere deutsche Literaturwissenschaft an der Universität Bamberg, die sechste Lesung des diesjährigen Bamberger Literaturfestes. Alex Capus wiederum dankt den herzlichen und wertschätzenden Worten mit der Ansage, dass Bartl seine Lieblingsprofessorin sei. Mit dieser Rede und Gegenrede hatten sowohl die Verantwortlichen der Veranstaltung als auch der Autor selbst schon zu Beginn des Abends die Herzen der zahlreich gekommenen Gäste auf ihrer Seite.

Capus steht am Pult in der ausverkauften Hübscher Buchhandlung und resümiert locker-flockig über seinen neuen Roman. Wie schreibt man, woher stammt der Stoff? „Man nimmt etwas und macht daraus etwas Neues.“ So einfach ist das. Oder so schwierig. Mehrfach betont er, dass alles in seinem im letzten Jahr erschienenen Buch frei erfunden sei. Mit viel Charme, sein Schweizer Akzent unterstreicht das, rudert er bei dieser Aussage aber gleichzeitig wieder zurück. Beim Ich-Erzähler zieht man eben doch Parallelen zum Autor, insbesondere wenn er gerade vor einem steht.

In diesem ambivalenten Stil nimmt die Lesung seinen Lauf. „Ich fange an auf Seite eins links oben.“ Capus beginnt zu lesen. Tina, die Frau des Protagonisten, verreist zum ersten Mal nach fünfundzwanzigjähriger Ehe allein. Der Ich-Erzähler reflektiert die Situation, die Stimmung, seine Gefühle und erinnert sich. Alles in allem ist der Roman eine Hymne auf das Leben und die Liebe, auf die kleinen Gewohnheiten im Alltag – die guten wie die schlechten –, auf die kleinen Eigenheiten des Partners, die man (Mann!) dann doch vermisst, auf die Familie, Freunde und menschliche Wärme. Vom Vorlesen gleitet Capus mit einem kleinen Überleitungsschwenk in eine Erzählposition über. Er könnte in diesen Momenten auch in geselliger Runde im Schlenkerla stehen und diese kleinen Alltagsgeschichten Tischgenossen berichten. Schließlich weiß der Zuhörer aus seinen einführenden Worten, dass er dort vor einigen Jahren war und ihm das dritte Bier schließlich doch schmeckte. Lockere Erzählperspektive und Lesung aus seinem Buch wechseln sich spielerisch ab. Das Zuhören macht Freude, die Gäste sind erheitert, die Geschichten aus dem Leben gegriffen, humoristisch dargestellt. Die Anwesenden fühlen sich mitgenommen, beispielsweise wenn sich der Protagonist Max fiktiv und leicht eifersüchtig vorstellt, wie seine Frau im fernen Paris von einem Begleiter über die Kreuzung geführt wird oder wenn sich ein reales Telefonat zwischen Gatten und Ehefrau über einen potentiellen Hund als Haustier entspinnt. So läuft das „normale“, das gute – wie es der Titel des Romans schon vorhersagt – Leben; beim Vorleser genauso wie beim Publikum.

Der Applaus ist auf der Seite des Schriftstellers. Die Ausrichter, das Hübscher Buch & Medienhaus am Grünen Markt in Bamberg mit ihrer Leiterin Asli Heinzel freuten sich jedenfalls sichtlich über den vollen Raum, die vergnügte Resonanz und den damit gelungenen Abend. Sie dankten Alex Capus mit Wein, Pralinen und herzlichen Worten.

Weitere Informationen zum Bamberger Literaturfestival 2017: https://www.bamberger-literaturfestival.de/