Die künftigen Bewohner des Lagarde-Campus werden aus erneuerbaren Energien mit Wärme versorgt. Dazu werden die Stadtwerke Bamberg Abwasser aus weiten Teilen des Bamberger Ostens als Wärmequelle nutzen. Die Restwärme aus dem Abwasser wird Wärmepumpen speisen, die warmes Wasser für Küche, Bad und Heizung erzeugen. Gleichzeitig werden mit der Abwasserwärme die Erdwärmespeicher auf dem Lagarde-Campus wieder aufgeladen.
Mit dem größten Abwasserwärme-Projekt in Bayern wollen die Stadtwerke jährlich rund 2,3 Millionen Kilowattstunden Wärme produzieren und damit umgerechnet 230.000 Liter Heizöl einsparen. „Die Stadt Bamberg leistet einen wertvollen Beitrag, damit ein nachhaltiges und energieeffizientes Projekt erfolgreich umgesetzt werden kann“, zeigte sich Oberbürgermeister Andreas Starke bei der Unterzeichnung des Abwasserwärme-Nutzungsvertrags erfreut.
Wo viele Menschen leben, wird viel Abwasser produziert. Kommt es im Kanal an, ist es je nach Jahreszeit noch zwischen 5 und 25 Grad warm – und damit vor allem in den kalten Monaten wärmer als die Umgebungstemperatur: „Das sind ideale Voraussetzungen für die weitere Nutzung der Wärme – auch weil diese Energie konstant zur Verfügung steht“, sagt Projektleiter Stefan Loskarn von den Stadtwerken. Beim Abwasser funktioniert das über Wärmetauschermatten aus Edelstahl, die 2021 unterhalb der Zollnerstraße auf den Boden des Abwasserkanals montiert wurden. Ein Wasserkreislauf in den Stahlmatten nimmt die Restenergie des darüber fließenden Abwassers auf. Über eine rund einen Kilometer lange Anbindung, die ab Frühjahr gebaut wird, wird die gewonnene Abwasserwärme über die Energiezentrale des Lagarde-Campus zu den Wärmepumpen in den Neubauten transportiert.
Die Stadtwerke werden rund 70 Prozent der auf dem Lagarde-Campus benötigten Wärme auf CO2-freien Weg erzeugen: Für den Betrieb der Wärmepumpen ist die Abwasserwärme gemeinsam mit der Erdwärme wichtigste Energiequelle. Der Strom für die Wärmepumpen wird ebenfalls regenerativ gewonnen: in Photovoltaikanlagen auf den Dächern der Neubauten.
Wenn für 1.200 Haushalte Energie aus Abwasser genutzt wird, ist das eine Besonderheit: „Die Technik ist zwar ausgereift, sie muss aber auch wirtschaftlich sein, damit die Bewohner bei den Heizkosten nicht drauflegen“, erklärt Loskarn. Der Lagarde-Campus ist hierfür ideal: Weil nicht nur ausreichend Abwasser durch den Kanal fließt, sondern auch viele höchst effiziente Neubauten entstehen, in denen diese Energie bestens wiederverwertet werden kann.
Bildunterschrift: Dr. Michael Fiedeldey (v.l.), Geschäftsführer der Stadtwerke Bamberg, Oberbürgermeister Andreas Starke und Thomas Beese, Technischer Werkleiter der Bamberger Service Betriebe, bei der Unterzeichnung des Abwasserwärme-Nutzungsvertrags