71:96-Klatsche: Ohne Chance beim Oberfrankenderby-Testrückspiel

71:96-Klatsche: Ohne Chance beim Oberfrankenderby-Testrückspiel
Sport

Brose Bamberg war in Bayreuth „von Anfang an vor allem defensiv einen Schritt zu langsam“

Die Berg- und Talfahrt von Brose Bamberg bei den diesjährigen Vorbereitungsspielen geht munter weiter. Nach dem Hoch in Ulm (97:70-Kantersieg) folgte im Rückspiel bei Medi Bayreuth wieder das Tief. In einer Partie, in der für die Mannschaft von Coach Johan Roijakkers von Beginn an nichts zusammenlief, hatte man am Ende mit 71:96 deutlich das Nachsehen.

„Mit dieser Leistung können wir nicht zufrieden sein. Natürlich war es nur ein Testspiel, aber wir haben uns viel mehr vorgenommen“, zeigte sich Bambergs Kapitän Chase Fieler nach der Partie vollkommen zurecht unzufrieden. Fieler, der selbst von der Bank ins Spiel kam, musste zu Beginn mit ansehen, wie seine Teamkollegen überhaupt keine Bindung zum Spiel fanden und so schnell 1:10 in Rückstand gerieten. Gut vier Minuten waren vergangen, ehe Tyler Larson per Dreier die ersten Bamberger Punkte aus dem Feld erzielen konnte. Doch den Gästen aus der Domstadt gelang auch in der Folgezeit im Angriff nahezu nichts und in der Abwehr war man mehr als einmal einen Schritt zu langsam oder stand gar zu weit weg vom Gegenspieler. Die Bayreuther nutzten die Bamberger Abwehrschwächen meist gnadenlos aus und hatten bereits nach zehn Minuten 13 Zähler (26:13) zwischen sich und ihrem Kontrahenten gebracht.

Schwache Zahlen bei Brose Bamberg

Egal, was Coach Roijakkers auch versuchte, die Spielsituation wurde auch im zweiten Abschnitt nicht wirklich besser. Die Jungs aus der Wagnerstadt konnten nach Belieben schalten und walten und trafen zudem stark von jenseits der Dreierlinie. Bastian Doreth alleine netzte bis zur Pause drei ein, seine Mitspieler nochmals vier. So war es kein Wunder, dass der Rückstand fast minütlich größer wurde und zur Pause beim 29:56 gar 27 Zähler betrug. Einige Zahlen aus der ersten Halbzeit, die das Ergebnis belegen. Bamberg lag im Reboundverhältnis bis dato deutlich hinten (14/21) – und das obwohl mit Norense Odiase ein wichtiger Rebounder nach Verletzung zurück ist – und gab lediglich vier Assists (Bayreuth 15). Zudem fielen bei den Gastgebern 66 Prozent aller Würfe, bei den Gästen lediglich 29 Prozent.

Nach dem Wiederanpfiff knüpfte Medi-Kapitän Doreth zunächst an seine starke Performance von vor dem Seitenwechsel an – er traf seine Dreier vier und fünf. Michele Vitali, der ansonsten einen schwachen Tag bei seinen Würfen hatte, hielt in dieser Phase für Brose ebenfalls per erfolgreichem Distanzwurf dagegen. Immerhin defensiv waren die Roijakkers-Jungs jetzt präsenter, sodass sich die Hausherren ihre Würfe härter erarbeiten mussten. Dies taten sie aber nach wie vor effizient, so dass der Bamberger Rückstand nicht wirklich geringer wurde. Nach einem ausgeglichenen dritten Viertel ging es mit 49:76 in die letzten zehn Minuten. Den 100 Zuschauern in der Oberfrankenhalle bot sich aber auch da das gleiche Bild. Am Ende unterlag Brose Bamberg mit 71:96 bei Medi Bayreuth. Positiv zumindest ein Fakt: die zweite Halbzeit konnte Brose mit 42:40 gewinnen.

Brose Bamberg: Lockhart 7, Plescher, Seric dnp, Fieler 4, Ogbe 14, Vitali 7, Odiase 9, Hundt 4, Sengfelder 8, Kravish 10, Grüttner dnp, Larson 8

Energie, Härte und Führungsqualitäten entwickeln

Am Sonntag, also einen Tag nach dieser bitteren Niederlage, beurteilte Coach Johan Roijakkers den aktuellen Vorbereitungsstand. „Wir sind mitten in der Vorbereitung. Da geht es immer auf und ab, manchmal für den Außenstehenden auch nicht zu erklären“, schlug der Niederländer zuerst sanftere Töne an, um danach aber auch den Finger schonungslos in die Wunde zu legen: „Fakt ist aber, dass uns aktuell noch einiges fehlt, um auf dem Level zu spielen, auf dem wir spielen wollen. Vor allem die Themen Energie und Härte sind zwei, woran wir arbeiten müssen. Da sind wir bei weitem noch nicht da, wo wir hinwollen.“

Auch gab Bambergs Übungsleiter zu, dass dem Team aktuell noch ein „Leader“ fehle, „einer, der in den entscheidenden Phasen – und wenn es einmal nicht so läuft – das Heft in die Hand nimmt und das Spiel an sich reißt.“

Bis zum Saisonstart am 17. Oktober in Weißenfels gegen Ulm (Pokalturnier) werde die Hauptaufgabe der nächsten Trainingseinheiten sein: Energie, Härte und Führungsqualitäten entwickeln.

Trennung von Gerry Blakes

In seinem Statement bezog der Coach auch Stellung zur Trennung von Gerry Blakes. Diese wurde am Samstag kurz vor Spielbeginn öffentlich und von den Bambergern in der Pressemitteilung nach der Partie kurz und knapp erwähnt.

„Gerry konnte sich mit der Rolle, die wir für ihn vorgesehen haben, nicht identifizieren. Er wollte derjenige sein, für den die Systeme angelegt werden, der die Würfe bekommt. Das passt nicht zu unserem Konzept. Daher haben wir uns für die frühzeitige Trennung entschieden, da es für beide Seiten nur fair ist, dass man früh weiß, woran man ist. Das ist im Basketball ein vollkommen normaler Vorgang. Gerry ist fortan also nicht mehr Teil der Mannschaft. Er hat aktuell noch Vertrag. Jedoch arbeiten wir natürlich an einer Auflösung“, erklärte Roijakkers die Situation.

Für die nun entstandene Lücke im Kader suchen die Verantwortlichen bereits nach Ersatz. „Wir sondieren aktuell den Markt. Wir suchen einen Spieler für die Position drei, am Ende kann es aber auch ein Zweier oder ein Point Guard werden. Je nachdem, wer am besten ins Team passt. Wir werden uns in jedem Fall die Zeit geben, die es benötigt, um das richtige Puzzleteil zu finden“, so Johan Roijakkers.

Logo: Brose Bamberg
Hintergrundbild: Matthias Schramm