Brose will gegen Vechta den Krisenmodus beenden

Brose will gegen Vechta den Krisenmodus beenden
Sport

Direktes Duell zweier Teams, die um die Playoffs kämpfen, steht bevor

„Wir müssen einiges wieder gut machen, damit wollen wir am Sonntag anfangen.“ Mit dieser Aussage versucht Louis Olinde das Team und die Fans von Brose Bamberg bereits im Vorfeld der nächsten BBL-Partie zu pushen. Zum Hinrundenabschluss treffen die Oberfranken am Sonntag (18 Uhr) in heimischer Halle mit RASTA Vechta auf einen direkten Kontrahenten im Kampf um die Playoffs.

easyCredit BBL 19/20 - 14. Spieltag: Brose Bamberg vs. FC Bayern München BasketballDabei gilt es für Brose nach wettbewerbsübergreifend vier Niederlagen aus den letzten fünf Spielen endlich wieder in die Spur zu finden. Nach BBL-Pleiten gegen München und in Crailsheim sowie dem bitteren Pokal-K.O. vor eigenem Publikum gegen Berlin kehrte die Mannschaft um Kapitän Elias Harris auch aus dem montenegrinischen Bar, wo man unter der Woche in der Champions League gefordert war, mit einer enttäuschenden Niederlage zurück. Aktuell befinden sich die Domstädter also mitten im Krisenmodus und müssen diesen schnellstmöglich beenden. Eine weitere Schlappe am Sonntag gegen die punktgleichen Rastaner könnte am Ende des 16. Spieltages dazu führen, dass Brose Bamberg erstmals seit gefühlten Jahrhunderten zu dieser Saisonphase nicht mehr auf einem Playoff-Platz steht.

Bamberg will aus dem „kleinen mentalen Loch“

Während die Bamberger Fans ihrem Unmut über die zuletzt gezeigten Leistungen immer öfter in den sozialen Medien Luft verschafften und vereinzelt Trainerentlassungen und andere Konsequenzen gefordert wurden, spricht Headcoach Roel Moors von einem „kleinen mentalen Loch“, in das seine Truppe in den letzten Wochen gefallen sei. Davor hat sein Team – ähnlich wie die Niedersachsen – schnell und aggressiv gespielt. „Da müssen und wollen wir wieder hinkommen“, setzt der Belgier klare Vorgaben und führt weiter aus: „Darauf lag die letzten Tage unser Fokus. Egal, wer in unsere Halle kommt, der Gegner muss von Beginn an sehen und spüren: wir sind Brose, wir werden dieses Spiel gewinnen!“

Eine gewisse Grundaggressivität täte den Bambergern am Sonntag auf dem Feld sicherlich mehr als gut. Mit RASTA Vechta kommt ein Gegner, an den Freak City sicherlich nur ungern zurückdenkt. Es war der 28. Mai des vergangenen Jahres, als die Mannschaft von Coach Pedro Calles letztmals in der „Frankenhölle“ gastierte, triumphierte und Bamberg im Viertelfinale aus den Playoffs warf. „Wir haben noch eine Rechnung offen, auch, wenn es mittlerweile ganz verschiedene Teams sind. Dennoch: die, die noch hier sind und auch die Neuzugänge wissen, was da im Mai passiert ist“, erinnert sich Louis Olinde als einer der wenigen verbliebenen Brose-Akteure an jenen Tag im letzten Mai zurück.

Vechta: Neue Spieler, altes Erfolgssystem

Seitdem hat sich in beiden Lagern viel verändert, beide Mannschaften haben im Sommer ein nahezu neues Gesicht erhalten. Und dennoch: „Wir wollen das Spiel auf jeden Fall gewinnen“, schickt Olinde eine Kampfansage in den hohen Norden der Republik. Doch auch wenn Vechta aktuell mit der gleichen Bilanz wie Bamberg (acht Siege, sechs Niederlagen) in der BBL dasteht, sprechen die Vorzeichen in der derzeitigen Verfassung klar für die Gäste. Erfolgscoach Pedro Calles hat es trotz eines radikalen Umbruchs im Kader erneut geschafft, den neuen Spielern seine Philosophie zu vermitteln. Der Spanier beschreibt gegenüber der Website der Basketball Champions League sein Spielsystem so: „Wir möchten ein System spielen, in dem wir Offense in der Defense spielen. Ich glaube, dass das Spiel mehr in der Defense beeinflusst werden kann und will, dass unsere Gegner über uns nachdenken müssen. Deswegen spielen wir oft die Presse. Zwar eröffnet das viel Raum, doch wir wollen früh defensiven Druck ausüben – über die ganzen 24 Sekunden.“

easyCredit BBL 19/20 - 14. Spieltag: Brose Bamberg vs. FC Bayern München BasketballDamit hat der „Trainer des Jahres“ der abgelaufenen BBL-Saison in diesem Spieljahr vor allem auch international Erfolg. In ihrer Premierensaison in der Champions League geben die Vechtaner – eine ausgeglichene, homogene Mannschaft, die für schnellen, temporeichen Basketball steht – in ihrer Gruppe eine mehr als ordentliche Figur ab und haben als Viertplatzierte das Erreichen der Playoffs in eigener Hand. Unter der Woche fuhr die Mannschaft um Kapitän Josh Young einen wichtigen 79:72-Erfolg über das Ex-Team von Roel Moors, die Giants Antwerpen, ein. Neben dem bereits erwähnten Young, der den Belgiern 25 Punkte einschenkte, wusste auch Rastas Nachverpflichtung Jordan Davis (16 Zähler) zu überzeugen.

In der Bundesliga ist aber ein anderer der Topscorer. Steve Vasturia erzielte bislang im Schnitt 14,3 Punkte und ist damit Vechtas bester Werfer. Er ist der Beste von insgesamt fünf zweistellig punktenden Spielern. Vasturia, der in Vechta die Nachfolge von T.J. Bray angetreten ist, verteilt zudem die meisten Assists (5,3), während sich Ishmail Wainright als Toprebounder (5,1) hervorhebt.

Statistiken sind pro Bamberg

Lässt man die aktuellen Formkurven beider Teams außer Acht und konzentriert sich auf die nackten Zahlen, spricht die Statistik für Brose Bamberg, das aus bisher zehn Duellen mit den Rasta-Boys immerhin sechs Siege holen konnte. Im bisherigen Saisonverlauf erzielten die Bamberger im Schnitt mehr Punkte (82,9/81,6), trafen besser aus dem Feld (49,7%/45,1%) und von der Dreierlinie (36,7%/34,0%). Auch bei den Rebounds haben die Oberfranken dank Assem Marei (6,5 RpS), der obendrein auch Broses bester Korbjäger (13,2 PpS) ist, und Louis Olinde (6,0 RpS) mit 36,5:33,9 ihre Vorteile. Lediglich bei den Freiwürfen hat Vechta eine bessere Quote (71,1%/79,4%), zudem geben die Niedersachen mehr Assists (19,4/20,1). Ein größerer Unterschied ist in der Kategorie „Gegenpunkte“ zu erkennen. Während Bamberg seinen Kontrahenten pro Partie nur 76,5 Punkte gestattet, was BBL-weit der zweitbeste Wert ist, kassiert Vechta durchschnittlich 81,6 Zähler.

Auch nach dieser Partie bleibt den Bamberger Spielern und Coaches kaum Zeit zum Verschnaufen. Bereits am Dienstag geht es mit dem Heimspiel gegen VEF Riga in der Basketball Champions League weiter.

Fotos: Matthias Schramm