Uraufführung: „Utopia – Was fehlt?“ im E.T.A.-Hoffmann-Theater Bamberg

Uraufführung: „Utopia – Was fehlt?“ im E.T.A.-Hoffmann-Theater Bamberg
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Ein Theaterabend über die Sehnsucht nach einer besseren Welt mit Musik

Die Sehnsucht auf eine bessere Welt – wie ist diese zu stillen? Das fragten sich Stefan Otteni und Remsi Al Khalisi, die das Stück „Utopia – Was fehlt?“ zusammengestellt haben, gemeinsam mit sechs Schauspielern des E.T.A.-Hoffmann-Theaters bei der Premiere am Freitag, 27. April 2018. Mit verschiedenen Texten und Zitaten, die von Altkanzler Helmut Schmidt über Martin Luther King bis hin zur Bibel reichten, und mit viel Stoff zum Nachdenken, mit Kurzweile und den passenden Songs begeisterte das Stück das Publikum und wurde am Ende mit großem Applaus belohnt.

Eric Wehlan

Eric Wehlan

Freiheit, Kapitalismus, (Un)Gleichheit, Veränderung, Idealismus – das sind Schlagworte, die sich durch die bunt aneinandergereihten Szenen von „Utopia“ ziehen. Songs, beispielsweise von Tocotronic, Ton Steine Scherben oder Hildegard Knef, untermauern die Aussagen oder Gesellschaftsmodelle und leiten geschickt in die nächste Sequenz über. Utopische Gedankenspiele, Zeitreisen und verschiedene Lebensentwürfe sorgen in knappen drei Stunden Aufführungsdauer für einen abwechslungsreichen und unterhaltsamen Theaterabend, immer mit politischem, gesellschaftlichem, psychologischem und sozialem Tiefgang.

Gegenentwürfe zum Kapitalismus

Utopie ist die Vision von einer Gesellschaftsordnung, die bisher noch keinen Ort hat. Ansätze dazu, danach zu suchen, aber gab es schon immer. Ist der Sozialismus zum Beispiel solch ein Ort? Oder die Politik? Kunst? Vielleicht politische Prophezeiungen? Die Schauspieler Angelika Bartsch (a. G.), Ronja Losert, Marie Nest, Stephan Ullrich, Eric Wehlan und Marcel Zuschlag hinterfragen, dramaturgisch gut in Szene gesetzt, vorhandene Entwürfe, decken Schwächen auf oder führen Theorien ad absurdum.

Wenn auch die Gedankengänge mitunter sehr wortreich, tief philosophisch und etwas komplex ausfielen und somit den Zuschauer nicht immer vollständig erreichten, schaffte es das Stück bei seiner Uraufführung durch seine Vielfalt und facettenreiche Unterhaltsamkeit, das Publikum doch immer wieder ins Geschehen zurückzuholen. War der intensiv mitdenkende Zuschauer nach der ersten Hälfte etwas müde in die Pause entlassen worden, band die zweite Spielhälfte ihn wieder munter ins Geschehen ein und erzeugte insbesondere durch die gesanglichen Elemente eine angeregte Lebendigkeit.

Rationale Überlegungen versus Hoffnungen, Wünschen und Sehnsüchten

Eric Wehlan, Stephan Ullrich, Angelika Bartsch

Eric Wehlan, Stephan Ullrich, Angelika Bartsch

Nach was sehnen sich die Menschen? Sind Leben und Verhältnisse veränderbar? Können wir den Kapitalismus überwinden? Wie sinnvoll sind utopische Ideen? Wie gehen wir mit der Wirklichkeit um? Wie stehen rationale Überlegungen Hoffnungen, Wünschen und Sehnsüchten gegenüber? Diese und weitere Fragen stellten die Akteure dem Zuschauersaal und regten zum Nachdenken an.

Ein erfrischendes Stück mit viel Tiefgang, Stimmgewalt, das das Publikum gleichermaßen nachdenklich, aber auch beschwingt entließ. Viel Applaus für alle Schauspieler. Das Lob geht auch an Marie Nest, die sich eine Verletzung zugezogen hatte und trotz Gehstützen das Stück hervorragend meisterte. Angelika Bartsch als Gast, bekannt auch aus Kino und Fernsehen, bestach durch ihre besondere Stimme und hohe Schauspielkunst.

„Utopia“ wird den gesamten Mai über im E.T.A.-Hoffmann-Theater, E.T.A.-Hoffmann-Platz 1, 96047 Bamberg aufgeführt. Letzte Vorstellung: 1. Juni 2018.

Regie: Stefan Otteni
Musikalische Leitung: Bärbel Schwarz
Bühne und Kostüme: Ayşe Özel
Dramaturgie: Remsi Al Khalisi

Fotos: Martin Kaufhold