Literarischer Abend mit Donna Leon in Bamberg

Literarischer Abend mit Donna Leon in Bamberg
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Das Bamberger Literaturfestival unter der Schirmherrschaft von Paul Maar und Tanja Kinkel wartet mit der amerikanischen Starautorin auf. Im Zentrum des musikalischen Abends in der Konzerthalle: eine Hommage an die Ikonen Venedigs, die „Gondola“.

Literarischer Abend mit Donna Leon in BambergAngesprochen auf ihre frühe Karriere um 1979, spricht Donna LKeon zu Beginn der Veranstaltung erst einmal einen Dank aus: „Zum einen haben mich die Menschen im Iran gut behandelt, zum anderen haben sie mich davor gerettet, Akademiker zu werden.“ Mehrere Exemplare ihrer Dissertation seien auf der Rückreise in die USA beschlagnahmt worden, führt sie aus. Der erfolgreiche Weg, den Leon in der Folge einschlug, ist bekannt. Er wird insbesondere mit einem Namen assoziiert: Commissario Brunetti. Über zwanzig Fälle des venezianischen Polizisten sind seither entstanden. Anstelle der Kriminalfälle nutzte die Wahlvenezianerin Leon mit ihrem Buch „Gondola“ dagegen die Chance, mehr über die schlanken Transportmittel und die barocke Musik Venedigs herauszufinden.

Literarischer Abend mit Donna Leon in BambergSo vermittelt Leon ansehnliches Fachwissen über die Machart der erstmals 1094 erwähnten und ab dem 17. Jahrhundert stets in schwarz gehaltenen Boote. Die akkurate deutsche Übersetzung ihrer Ausführungen steuert Tanja Kinkel bei. Die amerikanische Autorin erklärt, dass ein Gondoliere in dem rechts gekurvten Gefährt bis zu 700 kg manövrieren konnte und erklärt, dass selbiger Diener bevorzugt behandelt wurde, da er die geheimen Treffen und Gespräche der Herrschaften an Bord mitbekam.

Die Ausführungen Leons über das Gondelwesen der Lagunenstadt werden musikalisch von Sänger Vincenzo Capezzuto und dem Ensemble „il Pomo d’Oro“ unter der Leitung von Maxim Emelyanychev bereichert. Das Liedgut der Gondolieri bietet einen großen Fundus an tradierter Alltagskultur. Abseits der Opern für die höher gestellte Gesellschaft des 17. und 18. Jahrhunderts spiegeln die venezianischen Barkarolen Unterhaltung vom Volk fürs Volk wider. Die gefühlsbetonten Lieder handeln von Strandspaziergängen oder von Mädchen, welche gehalten von starken Armen, in der Gondel friedlich schlummern. Cappezzuto gibt auch eine Variante, welche die angebliche Schönheit einer Dame aufs Korn nimmt, zum Besten. Dank der klangvollen Melodien mit Texten in venezianischem Dialekt erwecken sie, nur eine kurze Gondelfahrt von Klein-Venedig entfernt, das große städtische Vorbild zum Leben. Die Verwendung teils historischer Instrumente ist dabei ein nettes Detail.

Und doch: So ganz ohne (Umwelt-)Krimi kommt Leon nicht durch die Veranstaltung. Mit klaren Worten macht sie auf die Missstände durch den Kreuzfahrtverkehr aufmerksam. Die Wasserverdrängung greife die Bausubstanz der Stadt an und die Gifte der Antriebsstoffe bekommen die Touristen letztlich wohl auf dem Teller mit „Spaghetti alle vongole“ serviert. Der Begeisterung für Barkarole tun derlei Mahnungen trotz allem keinen Abbruch. Bis einschließlich 6. Februar stehen weitere 24 Lesungen im Programmkalender des Bamberger Literaturfestivals 2016.

Text: Maximilian Hetzelein, Fotos: Jule Dressler