Fränkische und Belgische Brauer haben eine neue Partnerschaft besiegelt
Leuven/Nürnberg Wer hätte gedacht, dass Franken und Belgien einmal nicht als Rivalen, sondern als Brau Kumpanen ins Glas schauen?
Doch genau das passiert gerade. Ende November besuchten Vertreter von fünf fränkischen Brauereien ihre belgischen Kollegen — und legten den Grundstein für eine Bierpartnerschaft der besonderen Art. Schon nächstes Jahr werden die Franken auf dem Bierfest in Nürnberg das erste Ergebnis verkosten können: Ein fränkisch-belgisches Gemeinschaftsbier.

Kerstin und Christof Pilarzyk von der Brauerei Zum Grosch in Rödental freuen sich auf den Besuch bei De Coureur
Die Idee zu dieser Bierverbrüderung kam dem Gründer der Deutschen Bierakademie, Markus Raupach, vor einigen Jahren. Als in seiner Heimat mehrfach ausgezeichneter Biersommelier-Ausbilder und Ehrenritter der Belgischen Brauereien sowie langjähriger Judge bei Bierwettbewerben in beiden Ländern kannte er die jeweiligen Bierkulturen bereits gut. Doch immer wieder tauchten in der Presse Artikel auf, die eher von einer Rivalität und gegenseitigen Verachtung sprachen. „Das wollte ich ändern, schließlich sind Franken und Belgien in Sachen Bier weltweit die beiden anerkanntesten Regionen. Franken für seine Keller- und Rauchbiere, Belgien für seine Kloster- und Sauerbiere,“ berichtet der 51jährige. „Auf beiden Seiten ist ein Großteil der Bevölkerung enorm bierinteressiert und lässt nichts auf seine Brauereien kommen.“
Auch die Zahlen sprechen eine eindeutige Sprache. Mit einer Brauerei pro 14.000 (Franken) bzw. 28.000 (Belgien) Einwohnern stehen die beiden Volksgruppen international an der Spitze. Das belgische Bier ist bei der UNESCO mittlerweile Weltkulturerbe, das deutsche immerhin Nationales Kulturerbe. Kein Wunder also, dass Raupach bei den Vertretern in Brüssel offene Türen einrannte, als er dort die Idee einer Bierregionenpartnerschaft vorstellte. Nach einigen kleineren Aktionen im Vorfeld stand nun der erste offizielle Austausch auf dem Programm.
Auf Einladung von VISITFLANDERS, der flämischen Tourismusagentur, reiste eine 13köpfige Delegation aus Franken nach Leuven, um dort Brauerkollegen zu besuchen und die künftige Zusammenarbeit zu besprechen. Bei den Franken waren neben Markus Raupach Vertreter von fünf Brauereien dabei: Braumanufaktur Hertl aus Schlüsselfeld, Brauhaus am Kreuzberg aus Hallerndorf, Gampert-Bräu aus Weißenbrunn, Schlenkerla aus Bamberg und Zum Grosch aus Rödental. Tourismuschef Nico Cieslar aus Forchheim und die ehemalige Forchheimer Bierkönigin Melanie Streit komplettierten die Gruppe, die sich über Bierland Franken gefunden hatte.

Die Braumeister Michael Hanreich vom Bamberger Schlenkerla und David Hertl von der Braumanufaktur Hertl aus Schlüsselfeld genießen die Biere von der Brauerei De Smederij
In Belgien besuchten die Franken vier Brauereien in und um Leuven: De Smederij, De Coureur, Man & Brouw und Hof ten Dormaal, wo jeweils deren Biere verkostet wurden und noch viel Zeit zum Fachsimpeln blieb. Leuven erwies sich dabei als idealer Schauplatz: Die Stadt gilt als wichtigste Biermetropole Belgiens, beheimatet mit AB InBev den größten Braukonzern der Welt und besitzt mit der KU Leuven die älteste Universität des Landes – an der man bis heute Brauwesen studieren kann. Die fränkische Delegation erlebte diese Bierkultur hautnah: In der renommierten Gastrobar HOP wurde ein mehrgängiges Menü mit passender Bierbegleitung serviert, an einem weiteren Abend speisten die fränkischen Gäste im historischen Stammhaus von Stella Artois – direkt unter den gewaltigen alten Braukesseln. Zum Abschluss stand dann ein Treffen aller Brauer in den Räumen der Brauerei De Coureur auf dem Programm, bei dem die Franken ihre Betriebe und Biere vorstellten und anschließend mit ihren Kollegen gemeinsame Vorschläge erarbeiteten, wie man die künftige Partnerschaft mit Leben füllen könnte.
Die Ideen sprudelten, gemeinsame Rezepte, Austausch von Lehrlingen, weitere gegenseitige Besuche, bald wurde die Frage nach der Reihenfolge der Umsetzung laut. Schnell fand sich ein konkreter Plan. Ende März werden die Belgier nach Franken kommen und gemeinsam mit ihren Kollegen einen fränkisch-belgischen Gemeinschaftssud einbrauen, der dann Anfang Juni auf dem fränkischen Bierfest in Nürnberg angestochen und von allen Brauern gemeinsam vorgestellt werden wird. Was drin ist? Noch ein gut gehütetes Geheimnis — aber so viel sei verraten: Es wird eine „Bierverbrüderung“ aus beiden Welten. Rauchbier trifft Kloster Tradition? Kellerbier spiegelt belgische Kreativität? Man darf gespannt sein.
Bierfreunde in Franken können sich auf dieses Experiment freuen, das es so noch nie gegeben hat. Auf jeden Fall ist es der Anfang einer wunderbaren Bierfreundschaft, von der alle Partner nur profitieren können. Aktuelle Infos wird es auf den Websiten von Bierland Franken und dem Fränkischen Bierfest sowie auf den Social-Media-Kanälen aller Beteiligten geben.
Bildunterschrift: Die belgischen und fränkischen Brauer bei der Verkostung ihrer Biere in der Brauerei De Coureur








