Neues Modellprojekt für die Stadtgesellschaft

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Bei der Kick-off-Veranstaltung für „Care im Quartier“ brachte die Bayerische Gesundheits- und Pflegeministerin Judith Gerlach auch Fördergelder mit

Mit einem symbolträchtigen Auftakt ist am Mittwoch das Projekt „Care im Quartier“ in Bamberg gestartet.

Im Pfarrsaal von Maria Hilf übergab die Bayerische Staatsministerin für Gesundheit, Pflege und Prävention, Judith Gerlach, im Beisein zahlreicher Gäste und Kooperationspartner eine Fördertafel an die Stadt Bamberg. Gemeinsam mit Regierungspräsident Florian Luderschmid, Oberbürgermeister Andreas Starke sowie Bürgermeister und Sozialreferent Jonas Glüsenkamp wurde damit ein wegweisendes Vorhaben auf den Weg gebracht, das Pflege, Prävention und Nachbarschaft neu verzahnt.

„Um Pflege langfristig zu sichern, müssen wir gemeinsam Lösungen finden“, sagte Staatsministerin Judith Gerlach bei dem Termin. „Unsere Kommunen spielen dabei eine Schlüsselrolle. Denn Pflege findet immer vor Ort statt.“ Sie lobte das Konzept für das Projekt „Care im Quartier“, für das die Grundlagen im Sommer 2023 in Bamberg entwickelt wurden. Das Projekt hat ein Finanzvolumen von 3,1 Millionen Euro, das mit 1,9 Millionen Euro gefördert wird. Den größten Teil davon trägt das Pflegeministerium mit 1,34 Millionen Euro (rund 70 Prozent der Fördersumme). Weitere 20 Prozent übernimmt die Oberfrankenstiftung mit knapp 400.000 Euro, während die Stadt Bamberg 10 Prozent beisteuert. „Mit ‚Care im Quartier‘ kann die Unterstützung zu den Menschen kommen und zwar dorthin, wo sie verankert sind: Familie, Freunde, Nachbarschaft. Damit setzt Bamberg ein starkes Zeichen für die Zukunft!“, erklärte Gerlach.

Als Vertreter der Oberfrankenstiftung betonte Regierungspräsident Florian Luderschmid die demographische Entwicklung: „Wir leben in herausfordernden Zeiten: Es gibt immer mehr Pflegebedürftige. 1927, als sich die Oberfrankenstiftung noch als Volkswohlfahrt verstand, lag das Durchschnittsalter der Bevölkerung bei knapp über 30 Jahren. Heute sind wir bei 45 Jahren.“ Wir wollen neue Modelle wie „Care im Quartier“ unterstützen, um dem Anspruch gerecht zu werden, „dass wir älter werden in Würde und in vertrauter Umgebung“.

„Herausforderung gemeinsam meistern“

Oberbürgermeister Andreas Starke stellte in seiner Begrüßung klar, dass Bamberg mit „Care im Quartier“ den demografischen Wandel aktiv gestalten will. „Das ist eine Herausforderung, die wir gemeinsam meistern wollen. Die Hilfe soll dort ankommen, wo sie gebraucht wird: in den Quartieren“, erklärte Starke.

Sehr konkret wurde Jonas Glüsenkamp, Bürgermeister und Sozialreferent, in seinem Impuls: „Der Ansatz ist, dass die Menschen, die Hilfe brauchen, nicht zu den Institutionen kommen müssen. Vielmehr kommen Nachbarinnen und Nachbarn, Ehrenamtliche und Hauptamtliche zu den Menschen, um festzustellen, was benötigt wird. „Care im Quartier“ setzt auf präventive Hausbesuche. Ziel ist, die Menschen zu erreichen, bevor das Kind in den Brunnen gefallen ist.“

Quartiersarbeit wird ausgebaut

Die inhaltliche Vorstellung übernahm Projektleiterin Stefanie Hahn, die aus Sicht der Praxis sprach: „Wir wollen, dass Menschen im Alter nicht allein bleiben und den Weg zu den vielfältigen Unterstützungsmöglichkeiten finden, die es in Bamberg ja bereits gibt. Deshalb bauen wir bis 2028 mindestens 100 Sorgegemeinschaften auf – Nachbarschaft, Ehrenamtliche, und professionelle Dienste sollen Hand in Hand arbeiten. Mit den nun im Projekt beteiligten Pflegelotsinnen und Pflegelotsen, Ehrenamtsbeauftragen und Projektleitungen sind wir bereit, uns dieser Herausforderung zu stellen. Ganz nebenbei bauen wir die Quartiersarbeit weiter aus, denn über die Förderung entstehen im Haingebiet und in der Gartenstadt neue Anlaufpunkte für alle. Wenn uns das gelingt, schaffen wir ein Modell, das weit über Bamberg hinaus Schule machen kann.“ Unterstützt wird Hahn unter anderem von Anton Zahneisen, dem Impulsgeber für „Care im Quartier“ und stellvertretenden Vorsitzenden des Seniorenbeirates der Stadt Bamberg, der „ein möglichst breites Feld von Akteurinnen und Akteuren gewinnen“ will, um das Projekt zum Erfolg zu führen.

Die Struktur des Projekts ist breit angelegt: In der Gartenstadt übernimmt die AWO Verantwortung, im Haingebiet die Caritas, im Gebiet Bamberg-Ost/Wunderburg die Sozialstiftung. Koordiniert wird das Ganze vom Verein SOPHIA im Quartier e.V. und begleitet von einem interdisziplinären Steuerungskreis, in dem Stadtverwaltung, Partnerorganisationen und Seniorenbeirat zusammenarbeiten.

Die Partner sind motiviert

Beim Auftakt stellten sich die Partner auf einem „Marktplatz Care im Quartier“ vor. Im Anschluss an die Grußworte und Impulse kamen mit Friederike Müller (Caritas St. Heinrich und Kunigunde), Matthias Kirsch (AWO Bamberg), Jutta Weigand (Sozialstiftung Bamberg Altenhilfe) und Bertrand Eitel (Geschäftsführer SOPHIA im Quartier e.V.) auch die Kooperationspartner in einer Interviewrunde mit Anton Zahneisen zu Wort und machten deutlich, wie groß die gemeinsame Motivation ist, Bamberg zur Modellkommune für eine sorgende Stadtgesellschaft zu entwickeln. Zur wissenschaftlichen Begleitung des Projekts äußerte sich Professor Dr. Jürgen Zerth von der Katholischen Universität Eichstätt. Die Euphorie und Aufbruchsstimmung war bei allen Projektbeteiligten deutlich spürbar und übertrug sich auf die Gäste, die nun gespannt verfolgen werden, wie „Care im Quartier“ seine ersten Schritte tut.

Bildunterschrift:  Die Bayerische Staatsministerin für Gesundheit, Pflege und Prävention, Judith Gerlach (oben, Vierte v. l.), und Oberfrankens Regierungspräsident Florian Luderschmid (unten, Zweiter v. r.) brachten Fördermittel für das Projekt „Care im Quartier“ mit.

Text: Medieninformation der Stadt Bamberg
Foto: Stadtarchiv Bamberg, Jürgen Schraudner