Brose Bamberg vor dem Viertelfinalrückspiel gegen BC Kalev/Cramo
Brose Bamberg steht im FIBA Europe Cup vor einem „do or die“-Spiel. Im Viertelfinalrückspiel geht es für die Truppe von Chefcoach Oren Amiel am Mittwoch ab 20 Uhr in eigener Halle erneut gegen den estnischen Vertreter BC Kalev/Cramo aus Tallinn. Die entscheidende Partie um den Halbfinaleinzug gibt es live auf dem YouTube-Kanal des Basketballweltverbandes unter youtube.com/fiba zu sehen.
Die Ausgangslage im Vorfeld der Begegnung ist schnell erklärt: Nachdem Brose Bamberg das Hinspiel in Tallinn vor etwas mehr als einer Woche knapp mit 77:80 verloren hat, bedarf es nun im Rückspiel eines Erfolgs mit mindestens vier Punkten Unterschied. Stehen nach 40 Minuten „nur“ drei Zähler Differenz zugunsten Bambergs auf der Anzeigetafel, geht es in die Verlängerung. Das Team, das nach dem Rückspiel in Summe beider Partien die Nase vorne hat, schafft den Einzug unter die letzten Vier des Wettbewerbs.
Bamberg vermutlich ohne seinen Kapitän vor schwerer Aufgabe
„Wir haben eine Chance ins Halbfinale eines europäischen Wettbewerbs einzuziehen. Die wollen wir natürlich auch nutzen“, nennt Spencer Reaves ohne große Umschweife das Ziel seiner Mannschaft. Erschwert wird dieses Unterfangen aus Bamberger Sicht natürlich durch den sehr wahrscheinlichen Ausfall von Christian Sengfelder. Broses Kapitän zog sich in der BBL-Partie beim SYNTAINICS MBC bereits in der vierten Spielminute, als er nach einer Defensivaktion auf dem Fuß seines Mitspielers Gabriel Chachashvili landete und umknickte, eine Knöchelverletzung zu und musste die Weißenfelser Stadthalle am Samstagabend auf Krücken verlassen. Untersuchungen am gestrigen Montag haben jedoch keine Verletzung am Knochen oder des Bandapparats ergeben, sodass die Oberfranken leichte Entwarnung geben konnten und eine nicht allzu lange Ausfallzeit zu befürchten ist. Allerdings, so der Klub in seiner Stellungnahme, weise das Sprunggelenk aktuell noch eine starke Schwellung auf, sodass der Rekonvaleszenzprozess Tag für Tag abgewartet werden müsse.
Doch auch ohne den 28jährigen Nationalspieler, der in seinen bisher 13 internationalen Saisonspielen im Schnitt 15 Punkte (zweitbester Teamwert) und 6,8 Rebounds (teaminterner Topwert) auflegt, ist das Bamberger Team in der Lage, Siege einzufahren. So geschehen am Samstag, als man auch nach einem zwischenzeitlich zweistelligen Rückstand nicht die Köpfe hängen ließ, sich mit unbändigem Einsatz und unabdingbarer Leidenschaft zurückkämpfte und am Ende beim 99:95 den fünften Ligasieg in Folge feiern konnte. Neben Topscorer Solomon Young (20 Punkte, sieben Rebounds) war es in der Crunchtime Spencer Reaves (19 Punkte, 5/6 Dreier), der mit zwei schwierigen Distanztreffern den Deckel auf diese Partie setzte. Aus Sicht des Bamberger Matchwinners von Wochenende sei es am Mittwoch wichtig, „dass wir alle wieder zusammenstehen und eine Einheit bilden. Team, Coaches, Fans. Gemeinsam werden wir die drei Punkte aufholen.“
Brose muss gegen starke Esten effektiver verteidigen
Zuversicht dürfte der Deutsch-Amerikaner vor allem auch daraus ziehen, dass sich seine Mannschaft im Hinspiel nach einem schwachen dritten Viertel und einem zwischenzeitlich höheren Rückstand nicht aufgegeben hat und sich durch einen guten Schlussspurt noch in eine akzeptable Ausgangslage für das Rückspiel versetzen konnte. Aber, so Reaves, „wir müssen effektiver verteidigen. Das war im Hinspiel phasenweise zu lasch. Offensiv müssen wir schneller in unsere Systeme finden.“ In der Verteidigung muss Brose Bamberg allen voran Artur Konontsuk besser in den Griff bekommen. Der estnische Flügelspieler stellte mit seinen 22 Punkten – darunter 5/7 Dreier – seinen Saisonbestwert ein und sicherte sich zudem noch zehn Rebounds. Aber auch Aufbauspieler Alterique Gilbert überzeugte als zweitbester Scorer mit 18 Zählern und stellte Broses Defense vor Probleme. Gut aus dem Spiel konnte dafür Kalevs eigentlich über die bisherige Saison drittbester Werfer, Wesley van Beck, genommen werden. Dieser hatte früh Foulprobleme und kam am Ende „nur“ auf neun Punkte.
Die Mannschaft von Trainer Heiko Rannula hat allerdings nicht nur im Hinspiel gezeigt, dass sie aktuell einen guten Lauf hat. Der BC Kalev/Cramo musste in den letzten zehn Begegnungen lediglich einmal als Verlierer vom Parkett gehen. Zuletzt gab es vier Siege in Serie, darunter auch der Heimerfolg gegen Brose Bamberg. In der heimischen Liga rangiert Tallinn aktuell hinter Prometey auf Rang zwei und hat drei Spieltage vor Ende der Hauptrunde eine mehr als gute Ausgangsposition für die anstehenden Playoffs. Am Saisonende soll für die Esten möglichst den 13. Titel der Vereinsgeschichte und – nach dem Pokalsieg vor einigen Wochen – das Double stehen. Zuvor soll auch noch der Einzug ins Halbfinale des FIBA Europe Cups gelingen. Genau wie Brose geht auch Tallinn mit einem Ligasieg im Rücken in dieses Spiel. Allerdings hatten die Esten beim überdeutlichen 83:56-Erfolg gegen Keila weit weniger Mühe und konnten sich den Luxus erlauben, Konontsuk zu schonen. Das Scoring verteilte die Mannschaft sehr ausgeglichen und hatte gleich sieben Spieler mit zweistelliger Punktausbeute.
Sobald am Mittwoch der Sprungball erfolgt ist, sind alle Erfolge und Siegesserien der jüngsten Vergangenheit aber irrelevant, es geht einzig und allein um den Einzug ins Halbfinale. „Solche Spiele sind für Spieler immer etwas Besonderes. Es geht um vieles, daher ist jeder hochmotiviert. Zusammen wollen und werden wir den Halbfinaleinzug schaffen!“, bringt es Spencer Reaves abschließend noch einmal auf den Punkt.
