Brose muss beim Re-Match in Göttingen bis zur letzten Sekunde um den Sieg zittern
Brose Bamberg hat auch das zweite Weihnachtsspiel bei der BG Göttingen gewonnen. Anders als noch vor vier Tagen, als die Oberfranken bereits nach dem ersten Viertel auf der Siegerstraße waren, mussten Tyrese Rice & Co. am zweiten Weihnachtsfeiertag bis zur allerletzten Sekunde zittern, ehe der knappe 78:77-Erfolg feststand.
Im Vergleich zum Pokal-Spiel vor vier Tagen zeigte sich die BG Göttingen klar verbessert. Das Team von Johan Roijakkers, der an diesem Mittwochnachmittag auf seinen kompletten Kader zurückgreifen konnte, wirkte von Beginn an hellwach und ging mit viel Intensität zu Werke. Vor allem im ersten Viertel, aber auch bei ihren zahlreichen Comeback-Versuchen, zeigten die Veilchen, was sie wirklich zu leisten im Stande sind und dass der Auftritt von vor vier Tagen eher eine Art Ausrutscher war.
Bambergs Routine vs. Göttingens Enthusiasmus
Abgesehen vom 2:4-Rückstand in der Anfangsphase lag Brose Bamberg trotz verbesserter Göttinger zumeist knapp in Front, was in erster Linie an Ricky Hickman und Augustine Rubit lag. Während der eine (Hickman) den Ball von „downtown“ auf Reisen schickte, setzte sich der andere (Rubit) immer wieder unter dem Korb durch. Mit einem knappen 24:23 starteten die Brose-Boys in den zweiten Abschnitt, den Coach Ainars Bagatskls mit Cliff Alexander auf der Centerposition begann. Der Big Man führte sich offensiv gleich mit einem krachenden Dunk plus Bonusfreiwurf gut ein und hielt auch die Defensive zusammen.
Allmählich schien es so, als könne Bamberg die Spielkontrolle übernehmen und sich etwas absetzen. Die BG-Korbjäger versuchten zwar über Derek Willis und Darius Carter dagegen zu halten, wirkten phasenweise aber etwas zu hektisch und vetendelten den Ball. Die Gäste nutzten ihre Chancen eiskalt und dank eines erfolgreichen Drei-Punkt-Spiels von Hickman in der Schlussminute stand zur Pause die erste zweistellige Führung (45:35). Da es nach dem Wiederanpfiff zunächst so aussah, als könne Bamberg seinen Gameplan auch in Durchgang zwei weiter routiniert durchziehen, wuchs der Vorsprung bis zur 24. Spielminute noch bis auf zwölf Zähler an.
Phänomenales Comeback in zwei Minuten
Nach dem Treffer von Rubit zum 53:41 riss bei den Oberfranken plötzlich der Fanden und Göttingen auf der Gegenseite drehte vollkommen am Rad. Gepusht vom nimmermüden Publikum initiierten Michael Stockton und Mihajlo Andric im Alleingang einen 14:0-Run – und das innerhalb von nur etwas mehr als zwei Minuten! Damit drehten die beiden BG-Jungs das Spiel komplett auf links und holten die Führung auf die eigene Seite zurück (55:53).
Bamberg, das sich in dieser Phase auf das Göttinger „Run and Gun“-Spiel eingelassen hatte, besann sich in der Folge wieder auf seine Stärken im Setplay und drosselte das Spieltempo wieder. Im ruhigeren Angriffsspiel übernahm Tyrese Rice die Verantwortung im Abschluss und brachte seine Farben mit sieben Zählern in der Schlussphase des dritten Viertels wieder auf Kurs.
Bambergs Antwort: Tyrese Rice
Die Mannen von Coach Bagatskis waren auch in der Folge im Schlussviertel um Spielkontrolle bemüht, doch aufgrund der erhöhten Göttinger Intensität schlichen sich jetzt immer wieder Fehler ins Brose-Spiel. Diese nutzte Göttingen, das sichtbar wieder an seine Siegchance glaubte, um sich nicht mehr abschütteln zu lassen. Bis in die Schlussminute konnte Brose Bamberg die Führung zwar behaupten, sich aber nicht mehr deutlicher absetzen.
Stefan Jelovac, Tyrese Rice und Nikos Zisis versenkten im Schlussviertel wichtige Würfe von jenseits der Dreierlinie, Göttingen hielt über seinen Besten an diesem Tag, Darius Carter, dagegen. Am Ende bekam Carter wieder Unterstützung von Andric und Stockton. Letztgenannter war es schließlich, der sein Team 18,4 Sekunden vor dem Ende wieder mit 77:76 in Front schoss. Broses Antwort darauf hieß Tyrese Rice, der sieben Sekunden vor der Schlusssirene zum 78:77 einnetzte. Göttingen hatte über Stockton (wurde geblockt) und Andric noch die Chance zum Sieg – Andric vergab den Dreier, Bamberg gewinnt!
BG Göttingen: Stockton (19 Punkte), Carter (18), Andric (16), Willis (10), Lockhart (5), Kramer (5), Williams (2), Grüttner-Bacoul (2), Mönninghoff, Haukohl
Brose Bamberg: Rice (19), Rubit (16), Hickman (14), Alexander (9), Jelovac (6), Taylor (4), Zisis (4), Heckmann (2), Stuckey (2), Schmidt (2), Harris
Fazit von Brose-Headcoach Ainars Bagatskis:
„Das Spiel war so, wie wir es erwartet haben. Wir haben im Training immer darauf hingewiesen, dass das wichtigste der Fokus an beiden Seiten des Spielfelds ist. Göttingen ist eine nicht vorhersagbare Mannschaft. Michael Stockton hat heute ein unglaubliches Spiel gemacht, vielleicht das Beste der Saison. Wir haben in der zweiten Halbzeit aufgehört zu spielen. In der ersten Hälfte haben wir eines unserer besten Spiele gezeigt, aber im dritten und vierten Viertel haben wir wie Kinder gespielt. Meiner Meinung nach kann man das Rebound-Duell verlieren oder schlecht werfen, aber man muss die Ballverluste so gering wie möglich halten. Natürlich bin ich froh über den Sieg, aber Göttingen hat nie aufgegeben und hat einen Zwölf-Punkte-Rückstand aufgeholt.“