Pokal-TOP FOUR findet ohne Brose Bamberg statt

Pokal-TOP FOUR findet ohne Brose Bamberg statt
Sport

Die Oberfranken verspielen mit schwacher Leistung ihre Halbfinalteilnahme

Der Kampf um den BBL-Pokal wird ab sofort ohne Brose Bamberg fortgesetzt. Die Oberfranken gaben am Sonntagabend durch eine deutliche 72:99-Klatsche gegen den Vizemeister MHP Riesen Ludwigsburg ihre eigentlich schon fast sichere Halbfinalteilnahme noch aus der Hand und beenden die Gruppe C als Drittplatzierter.

Nachdem die Jungs von Coach Johan Roijakkers mit zwei Siegen (74:65 gegen Ulm, 89:68 gegen Würzburg) in die Gruppenphase des reformierten Pokalwettbewerbs gestartet waren, hätte gegen das Team aus Ludwigsburg ein einfacher Sieg gereicht und man wäre als ungeschlagener Gruppensieger zum TOP FOUR nach München gefahren. Doch eine ganz schwache Vorstellung seitens der Bamberger im abschließenden Gruppenspiel stellte noch einmal alles auf den Kopf. Durch Bambergs Niederlage kam es zum Dreiervergleich zwischen Gastgeber Ulm, Ludwigsburg und eben Brose Bamberg. Bei diesem hatte die Truppe von Ratiopharm Ulm die Nase vorne und ging schließlich als Gruppensieger hervor – den Schwaben hingegen hätte nur ein Erfolg über Bamberg mit mindestens 32 Punkten Unterschied zur Halbfinalteilnahme verholfen.

Fehlende Einstellung bei Bamberg

„Ich gratuliere Ludwigsburg und John Patrick zum verdienten Sieg und Ulm zum Einzug ins Top Four. Leider war bei uns die Einstellung heute von Beginn an nicht da. Dann hat man es auch nicht verdient zu gewinnen und bekommt zurecht so eine hohe Niederlage gegen eine physisch starke Mannschaft“, gab ein sichtlich angefressener Johan Roijakkers nach Spielende zu Protokoll. Obwohl der Start in die Partie noch ausgeglichen verlief, konnte man früh erkennen, dass die Brose-Boys Schwierigkeiten hatten, gegen die Ludwigsburger Aggressivität in der Verteidigung anzukommen. Vor allem defensiv merkte man den Barockstädtern an, dass sie nach einer ihrerseits ganz schwachen Vorstellung am Vortag bei der Derbyniederlage gegen Ulm auf Wiedergutmachung aus waren. Auch im Angriff lief es bei den Mannen von John Patrick wesentlich besser als noch am Samstag. Allen voran Riesen-Neuzugang Barry Brown Jr. drehte nach seiner unterirdischen Performance gegen Ulm am Sonntagabend mächtig auf und schoss die Bamberger mit 30 Punkten quasi im Alleingang ab.

Die Jungs rund um Kapitän Chase Fieler, der als einziger Brose-Spieler über das gesamte Wochenende hinweg überzeugen konnte, fanden lediglich im dritten Viertel, welches 21:16 gewonnen wurde, einen ordentlichen Rhythmus. Spielentscheidend waren jedoch die Viertel zwei und vier. Im zweiten waren die Oberfranken offensiv überhaupt nicht im Spiel und erzielten nur acht Pünktchen (Ludwigsburg 19) und im Schlussabschnitt ließ Bamberg dann defensiv jegliches Arbeitsverhalten vermissen und gestattete den Barockstädtern satte 40 (!) Zähler, sodass das Patrick-Team – zum Entsetzen der Ulmer Beobachter – doch noch an der für sie magischen 32-Punkte-Marke schnuppern konnten. Am Ende war es dann aber „nur“ ein Plus von 27 Punkten, sodass Ulm als lachender Dritter aus der Begegnung zwischen Bamberg und Ludwigsburg hervor ging.

20:0-Lauf bringt Derbysieg

Am Samstag dagegen war die Bamberger Welt noch in Ordnung. Mit dem Auftaktsieg aus der Vorwoche in Weißenfels über Ulm im Gepäck reiste man nun in die Stadt an der Donau und trat zum Frankenderby gegen s.Oliver Würzburg an. In dieser Partie lief über weite Strecken für die Bamberger zwar auch nicht alles rund, doch Einsatz, Kampfbereitschaft und der Wille waren klar erkennbar, was nicht zuletzt das deutliche Reboundverhältnis (44:27) untermauerte. Auch das Teamplay stimmte. 23 Assists führten dazu, dass zumeist der besser postierte Mitspieler gefunden wurde. Trotz der guten Stats zeigte sich Cheftrainer Johan Roijakkers nach Spielende leicht unzufrieden: „Ich bin froh, dass wir gewonnen haben. 25 Minuten haben wir nicht den Basketball gespielt, den wir spielen können, der uns ausmacht. Da hatten wir lediglich zwei, drei Spieler, die Bamberger Basketball gespielt haben. Aber wir haben einen Weg gefunden.“

Die letzten 15 Minuten der Partie waren es auch, in denen Brose auf die Siegerstraße einbog. Nachdem man zur Pause noch mit 45:38 in Führung lag, erwischte man nach dem Seitenwechsel einen Kaltstart, den Würzburg zu einem 18:5-Zwischenspurt nutzte und den Pausenrückstand in eine Sechs-Punkte-Führung (56:50) verwandelte. Mit neuen Anweisungen von Coach Roijakkers im Gepäck startete Bamberg seine Aufholjagd – und wie: Angetrieben von Chase Fieler, Michele VItali und Christian Sengfelder legten die Domstädter einen viertelübergreifenden 20:0-Run hin und entschieden das Derby gegen eine junge Würzburger Mannschaft vorzeitig. Neben der Offensive stand in dieser Phase auch die Defensive felsenfest, wofür Johan Roijakkers Dominic Lockhart hauptverantwortlich machte. „Vor allem Dominic Lockhart hat uns in der entscheidenden Phase sehr viel Energie in der Verteidigung gegeben“, lobte der Niederländer seinen Schützling.

Offene Baustellen bei Brose

Wie eingangs erwähnt, wurde das Frankenderby am Ende klar gewonnen, geholfen hat es unter dem Strich nichts, da Bamberg gegen Ludwigsburg schlichtweg nicht bereit war. In diesem abschließenden Gruppenspiel wurde auch erneut sichtbar, dass Brose Bamberg noch ein echter Teamleader fehlt und auch ein Vollblut-Scorer, der in kritschen Phasen Verantwortung übernimmt und den Ball dann auch im Korb unterbringt. Chase Fieler hat diese Rolle in beiden Partien übernommen, bekommt er dabei – so wie gegen Würzburg – die benötigte Unterstützung von Vitali, Ogbe & Co. ist die Bamberger Welt in Ordnung. Läuft es offensiv allerdings nicht rund – wie gegen Ludwigsburg gesehen – steht Brose-Kapitän Fieler auf verlorenem Posten. Sein Amtskollege Tyler Larson war zwar in beiden Partien bemüht, doch seine Offensivschwankungen sind zu stark (null Punkte gegen Würburg, zehn gegen Ludwigsburg). Unter dem Korb hat man mit David Kravish ebenfalls einen starken Big Man, der den Ball noch öfter in seinen Händen halten sollte. Bekommt Kravish Foulprobleme scheint Norense Odiase noch zu unerfahren, um effektiv für Entlastung sorgen zu können. Der 25jährige US-Center konnte bislang wenig überzeugen. Ihm zu Gute muss man allerdings halten, dass er einen Teil der Vorbereitung verletzungsbedingt verpasste.

Offen bleibt auch noch die Frage, wie Broses Verantwortliche weiter mit Gastspieler Elias Lasisi verfahren. Nach Aussage von Coach Roijakkers spiele sein Team seit der Ankunft des Belgiers zwar einen besseren Basketball, am Wochenende in Ulm blieb aber auch er blass und konnte offensiv kaum Akzente setzen. Die Chance auf Wiedergutmachung bietet sich Brose Bamberg bereits am Dienstagabend. Dann nämlich bestreitet das Roijakkers-Team sein Auftaktmatch in der Basketball Champions League. Dazu reisen die Oberfranken am Montag von Ulm nach München, wo der Flieger nach Italien abhebt. Am Dienstag gastriert die Truppe um die Doppel-Kapitäne Fieler/Larson ab 20:30 Uhr bei Fortitudo Bologna.

Brose Bamberg: Lockhart (3 Punkte gegen Würzburg/- gegen Ludwigsburg), Lasisi (5/3), Plescher (3/-), Fieler (18/21), Ogbe (12/2), Vitali (21/10), Odiase (5/4), Hundt (10/5), Sengfelder (4/6), Kravish (8/11), Grüttner Bacoul (-/-), Larson (-/10)

Logo: Brose Bamberg
Hintergrundbild: Matthias Schramm