Ist Ansbach fränkischer als Bamberg?

Ist Ansbach fränkischer als Bamberg?
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Bamberg ist 2022 nicht Austragungsort der Landesausstellung „Typisch Fränkisch“

Ansbach freut sich über den Zuschlag, die Bayerische Landesausstellung 2022 in ihrer Stadt ausrichten zu dürfen. Die Wahl traf die Kabinettssitzung im Heimatministerium in Nürnberg vor einigen Tagen. Auch Bamberg war im Rennen und geht nun als Verlierer hervor. Professor Günter Dippold, Bezirksheimatpfleger von Oberfranken, hatte für die Landesausstellung das Motto „Typisch Fränkisch“ vorgeschlagen und sich Bamberg als Ausstellungsort vorgestellt, nachdem ihm 2016 der damalige Ministerpräsident Horst Seehofer zugesagt hatte, dass er sich Ort und Zeit aussuchen kann.

Sicherlich finden sich die Ansbacher typisch fränkisch. Aber die Bamberger finden sich eben auch fränkisch, vielleicht sogar ein kleines bisschen fränkischer. Die Stadt zwischen Steigerwald, Haßbergen und Fränkischer Schweiz, mit bis zu fünfzehn Brauereien (je nach Zählweise), mit den schönen Kellern samt Schäuferla und Co. ist durchaus ein fränkisches Kleinod. Insbesondere die Kunstbauten und -schätze der Stadt, wie der Dom, die Alte Hofhaltung, die Neuen Residenz, die Villa Concordia, all die wertvollen mittelalterlichen Handschriften in der Staatsbibliothek, der Sternenmantel Kaiser Heinrichs im Diözesanmuseum und vieles mehr haben ihre besondere fränkische Geschichte. Natürlich wäre Dippolds Favorit für die Landesausstellung deshalb, aber auch wegen der hohen Touristenzahlen und weil es einfach sein Regierungsbezirk ist, Bamberg gewesen.

Neben den lokalen Schätzen geht es im Ausstellungskonzept natürlich auch um übergeordnete Aspekte, wie beispielsweise die Unterschiede zwischen Ober-, Unter- und Mittelfranken und generell um den fränkischen Kulturbegriff. Aber auch dafür wäre die Weltkulturerbestadt Bamberg mindestens genauso prädestiniert wie Ansbach gewesen.

Eine Entscheidung ohne Günter Dippold

Günter Dippold kann zu der Sachlage aufgrund der vielen vor- und nachweihnachtlichen Termine derzeit keine Stellung nehmen. Sein Büro teilte aber mit, dass Dippold eher nicht vom Bezirk ausgehend in den Prozess eingebunden war, sondern in dieser Angelegenheit sozusagen als Person Günter Dippold agierte.

2016 hielt der Bezirksheimatpfleger beim „Tag der Franken“ in Hof eine Rede für die Ausrichtung. Daraufhin hatte ihn Horst Seehofer (CSU) mit der Planung beauftragt. Die Entscheidung, welcher Veranstaltungsort gewählt wird, hätte also gemeinsam mit Dippold gefällt werden sollen, da sie auf seine Initiative zurückgeht. Das Auswahlverfahren ist aber anders gelaufen. Warum dem so ist, kann sich Dippold nur mit dem Wechsel des bayerischen Ministerpräsidenten im März 2018 erklären.

Ein Austragungsort – viele Aspekte

Das Wissenschaftsministerium bestreitet hingegen, dass der Bezirksheimatpfleger nicht in die Entscheidung mit einbezogen sei. Kathrin Ann Gallitz, Ministeriumssprecherin, dazu: „Selbstverständlich wurde Professor Dippold in den Entscheidungsprozess einbezogen und seine Meinung zu dem sehr starken Bewerberfeld gehört. Bei der Entscheidung für einen Austragungsort der Bayerischen Landesausstellung spielen viele Aspekte eine Rolle, die bei der endgültigen Auswahl des Ortes berücksichtigt werden müssen.“

Einen kleinen Lichtblick gibt es allerdings: Für Anfang 2020 hat Wissenschaftsminister Bernd Sibler (CSU) Dippold ein Treffen zugesagt. Dabei soll das weitere Vorgehen besprochen werden. Dass nun die Wahl auf Ansbach gefallen ist, hängt laut Ministerium auch damit zusammen, weil dort mit der Orangerie im Hofgarten ein besonders schöner und großer Festsaal zur Verfügung stehe.

Foto: GuideMedia GbR