Ist „Canalissimo“ noch lukrativ?

Ist „Canalissimo“ noch lukrativ?
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Perspektiven auf eines der schönsten Feste in Bamberg

„Wir als Veranstalter möchten deutlich sagen, dass der Großteil der Anwohner das Fest mag und ‚erträgt‘! Die Interessengemeinschaft gegen das ‚Canalissimo‘ ist nur ein kleiner Bruchteil der Anwohner!“, heißt es auf der Facebookseite von „Canalissimo“. Angst vor Lärmbelästigung auf der einen Seite, auf der anderen limitierte Besuchereinlässe und Eintrittsgelder sorgen derzeit für viel Gesprächsstoff in Bamberg.

Zwei Hauptbeschwerdeführerinnen, die bei den Mediationsverfahren zwischen Anwohnern, Stadt und Veranstalter schon einmal gar nicht teilnehmen, ein Besucher-Zählsystem, was über 15.000 Euro kostet, ein Besucherlimit von 1.800 Menschen und ein Eintritt in Höhe von drei oder vier Euro – das ist „Canalissimo“ 2019. Organisator Tom Land ist über diese Fakten nicht sonderlich glücklich. Der finanzielle Aufwand sei mit den immer neuen Auflagen, die die Stadt Bamberg hinsichtlich Flucht- und Rettungswegen sowie Sicherheit festgelegt hat, gestiegen. „Das ist heuer hart an der Grenze der Lukrativität“, sagt der Veranstalter, der die Organisation im Jahr 2016 übernommen hatte.

Des einen Freud ist des anderen Leid – Einschätzungen eines Anwohners

CanalissimoDie einen sehen durch die besucherunfreundlichen Neuerungen die Existenz des Festes bedroht, die anderen freuen sich, dass damit die Sorgen von Anwohnern und Bevölkerung ernst genommen werden. Jofrey Kollmann, Anwohner, hat sich viele Gedanken über „Canalissimo“ gemacht.

Zur Lärmbelästigung

„Ich wohne gewissermaßen ‚mitten im Fest‘ und freue mich jedes Jahr ganz besonders darauf, denn das ‚Canalissimo‘ ist eines der schönsten in Bamberg. Ab 23 Uhr ist absolute Ruhe, wofür die Security sorgt. Es sind übrigens die einzigen vier Tage im Jahr, in denen man wirklich mal komplett ungestört schlafen kann, da das ganze Jahr vor und nach dem ‚Canalissimo‘ – an den Wochenenden meist sogar bis fünf Uhr nachts – Krakeler durch die Straße streifen, die von der Disko oder aus dem Sand nach Hause wanken.“

Zum Zählsystem

„Die Stadt lässt sich immer neue Auflagen einfallen, um den Festbetrieb in Bamberg möglichst unbequem für die Organisatoren und Budenbesitzer zu machen. Sicherheitsmaßnahmen sind in erster Linie ja wirklich wichtig, aber ab einem gewissen Grad ist es eher schon Schikane. Das Zählsystem wurde von der Stadt verhängt. Mit einer festgesetzten Gästezahl aus den Angaben der letzten Jahre ist der Besuch des Festes sehr hart begrenzt. Die Standbesitzer müssen bei weniger Besucherzahlen nun auch noch mehr Gebühren bezahlen. Meiner Meinung nach ist das für die Menschen, die von den Einnahmen ihrer Stände leben, unzumutbar.“

Zum Eintrittspreis

„Der Veranstalter muss den Auflagen entsprechen, die unsere Stadt vorgibt. Was das dann kostet, ist letztlich das Problem des Veranstalters, er wird hiermit alleine gelassen. Das Zählsystem kostet für die vier Tage 15.000 Euro, die erst einmal verdient sein wollen. Wenn es regnet, bleibt der Veranstalter auf diesen Kosten sitzen, welche er aus eigener Tasche vorab ja bezahlen muss. Drei Euro pro Kopf sind vielleicht nicht wirklich gerechtfertigt, weil ja die Zahl von 1.800 Menschen durch das Herein- und Herausgehen überstiegen wird. Aber unter dem Aspekt, dass sich Besucher vom Vorjahr nun gründlich überlegen, ob sie als Familie so ein teures Fest besuchen wollen und können, muss ich sagen: Das finde ich für eine Stadt wie Bamberg, die sich Kultur, Gemütlichkeit und Qualität in puncto Feiern und Feste auf die Fahnen geschrieben hat, schon traurig. Schade, dass so mit unseren hochwertigen und kulturell wertvollen Veranstaltungen umgegangen wird.“

Infos

Das Fest findet vom 25. bis 28. Juli am Alten Kanal in Bamberg statt.

Öffnungszeiten: Donnerstag 16 bis 20 Uhr, Freitag 14 bis 23 Uhr, Samstag 14 bis 23.30 Uhr, Sonntag 11 bis 22 Uhr

Foto: Frank Märzke & Katja Kiesel