An den Seiten des Grabmals sind nun Szenen aus dem Leben der Kaiserin und des Kaisers dargestellt. Riemenschneider hat bei diesen Darstellungen die jeweilige Bekleidung und die Gerätschaften den zeitlichen Verhältnissen angepasst und die Wallfahrer und Pilger, die zum Kaisergrab kamen, konnten praktisch ihnen vertraute Verhältnisse wahrnehmen. Weiterhin hat der Künstler bei den ersten drei Bildern den Versucher, den Teufel, mit ins Spiel gebracht.

Pflugscharprobe

PflugscharprobeBeginnen wir nun zunächst mit der sogenannten Pflugscharprobe, einem Gottesurteil. Wir sehen auf dem Bild links den Kaiser und rechts die Kaiserin. Zwischen beiden steht ein jüngerer Mann, der einen trennenden Part und somit den Teufel darstellt. Was war hier geschehen? Kaiser Heinrich, der ja als Regent viel unterwegs war, wurde eines Tages zugetragen, daß ihm die Kaiserin während seiner Abwesenheiten untreu geworden sein soll. Bei dem Zuträger könnte es sich um den jungen Mann in der Mitte gehandelt haben. Die Kaiserin hat nun ein Gottesurteil über sich ergehen lassen. Sie lief über glühende Pflugscharen und nach der Überlieferung soll sie das unverletzt überstanden haben. Hierzu muß gesagt werden, dass jemand, der über glühende Pflugscharen läuft, Verbrennungen an den Füßen hat. Diese wurden aber verbunden und blieben über die symbolhafte Reihe von 3,6 oder 9 Tagen unberührt. Danach wurden die Verbände geöffnet und jenachdem, ob ein Heilungsprozeß eingetreten war oder nicht, ging das Gottesurteil zu Gunsten oder zu Ungunsten des Betroffenen aus. Im Fall der Kunigunde ging es jedenfalls zu deren Gunsten aus. Es gibt hier aber noch eine zweite Auslegung des Vorgangs. Die Pflugschar war von früher her ein Symbol der Fruchtbarkeit. Mit ihr wurde der Acker, der Boden, bearbeitet und es kam neues Leben hervor. Es wurde schon erwähnt, dass die Ehe des Kaiserpaares kinderlos blieb und es besteht hier die Möglichkeit, dass Kunigunde zur Erlangung von Fruchtbarkeit über Pflugscharen gelaufen ist. Welche Version gültig ist, kann jetzt nicht mehr gesagt werden, beides ist möglich.

Das Pfennigwunder

PfennigwunderBei der nächsten Szene handelt es sich um das sogenannte Pfennigwunder. Die Kaiserin hatte maßgeblich das Stift St.Stephan ins Leben gerufen und während der Bauarbeiten kamen plötzlich die Arbeiter und wollten ihren Lohn haben. Kunigunde ist links im Bild zu sehen, sie hält die Geldschale mit der rechten Hand und fordert mit der linken zum Nehmen auf. Vor der Kaiserin stehen die Arbeiter und hinter diesen ein junger Mann, der sich schon durch die Kleidung und einen gehaltenen Dolch von den anderen unterscheidet. Dieser Mann schiebt mit dem rechten Ellenbogen den vor ihm stehenden Arbeiter an und will ihn zu der Geldschale bugsieren. Bei diesem Jüngling hat Riemenschneider ebenfalls mit Sicherheit den Teufel dargestellt, der die Menschen zu einem verwerflichen Handeln anstiften oder antreiben will. Der Überlieferung nach ist nun folgendes passiert. Wenn einer der Arbeiter mehr Geld aus der Schale nahm, als ihn zustand, mußte er die zuviel genommenen Münzen fallen lassen, weil sie in seiner Hand glühend wurden. Die Lehre aus diesem Bild war, daß jeder nur das nehmen durfte, was ihm auch wirklich zustand.

An der Schmalseite des Grabmals ist die Sterbeszene des Kaisers zu sehen. Wie schon erwähnt, starb Heinrich im Jahr 1024 in seiner Pfalz Grona bei Göttingen. Bei ihm war Kunigunde mit dem Hofstaat und die Abbildung zeigt, wie der Kaiser auf dem Sterbebett die letzten Anordnungen trifft. Interessant ist der junge Mann, der am Fußende des Bettes kniet und intensiv zu Heinrich hinübersieht. Dieser junge Mann unterscheidet sich ebenfalls mit seiner Kleidung von den übrigen Personen, weiterhin trägt er ein Kurzschwert und bemerkenswert ist der linke Arm, der verdreht, bewußt falsch und linkisch, gehalten wird. Dies stellt ebenfalls den Teufel, den Versucher dar, der noch am Totenbett versucht, durch Locken mit der rechten Hand die Seele des Kaisers zu ergattern. Doch die Gebete der Kaiserin und des Hofstaates können die drohende Gefahr bannen und damit den Versucher abwehren. Pikanterweise ist vor dem Bett des sterbenden Kaisers ein schlafendes Löwenhündchen abgebildet. Der Hund, normalerweise ein treuer, aufmerksamer Wächter des Menschen, versagt in diesem Fall völlig und der Kaiser ist nur auf die Hilfe von Kunigunde angewiesen.

Die Seelenwägung

SeelenwägungDie nächste Szene zeigt die sogenannte Seelenwägung. Hier ist rechts der Erzengel Michael zu sehen und ganz links Kaiser Heinrich. Der Hl. Laurenzius in der Mitte zeigt mit seiner linken Hand auf die Person, um die es eigentlich geht. Der Erzengel Michael hält in seiner rechten Hand ein großes Schwert, das Symbol des Soldaten, der Gerichtsbarkeit, aber auch des Martyriums. Mit der linken Hand hält er eine Waage, bei der kleine Teufel versuchen, die eine Schale herunterzuzerren. In der anderen Waagschale, die bereits den Boden erreicht hat, liegt ein goldener Kelch, den der Hl. Laurenzius, der Lieblingsheilige des Kaisers, hineingelegt hat. Was bedeutet dies alles? Die Waagschalenseite, an der die kleinen Teufel ziehen, stellt die bösen und schlechten Taten und Seiten des Kaisers dar. Die Waagschale mit dem goldenen Kelch symbolisiert die guten Taten und Seiten von Heinrich und diese überwiegen in diesem Fall und die Wägung der Seele geht deshalb zu seinen Gunsten aus.

Die Heilung vom Steinleiden

Heilung vom SteinleidenDas letzte Bild zeigt die Heilung vom Steinleiden. Hier dürfte der historische Hintergrund eine Reise Kaiser Heinrichs nach Italien im Jahr 1022 gewesen sein. Dabei kam er auch am Kloster Monte Casino vorbei, einer Gründung des Hl. Benedikt. Den Kaiser plagte zu diesem Zeitpunkt das Steinleiden sehr arg, vermutlich hatte er Blasensteine, wie viele seiner Ritterkollegen, die bei Wind und Wetter im Sattel saßen. Während der Nacht soll Heinrich, als ihn das Leiden sehr plagte, den Hl. Benedikt um Linderung angerufen haben. Der Überlieferung erschien nun der Heilige dem Kaiser, schnitt mit einem Messer den Leib auf, holte den Stein heraus und legte ihn dem schlafenden Heinrich in die Hand, zum Beweis der Heilung. Die Szene zeigt den Heiligen links neben dem Bett mit dem Messer in der rechten Hand, wie er den herausgeholten Stein dem Kaiser in den Schoß legt. Der schlafende Mann rechts neben dem Bett ist der Leibarzt des Kaisers, der nichts zur Linderung beziehungsweise Heilung beiträgt. Dieser schlafende Arzt stellt ein Versagen des Menschen dar.

Es sei an dieser Stelle noch auf verschiedene Tiere an dem Grabmal hingewiesen. Man kann Drachen, Schnecken, Schlangen, Kröten und Eidechsen erkennen. Diese Tiere stellen symbolhaft gute und schlechte Eigenschaften dar. So dürfte der Drache als Zeichen des Bösen zu verstehen sein, die Schnecke als Symbol der Liebe und der Jungfräulichkeit. Die Kröte stellt Krankheit und das Böse dar, die Schlange die Verführerin zu Sünde und Schuld. Letztlich wird der Eidechse der erfolgreiche Kampf gegen das Böse nachgesagt. All diese Symbole sind im Zusammenhang mit den jeweiligen Bildern zu sehen und verstärken zusätzlich deren Aussagekraft.

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