Bambergs Basketballer kassieren gegen Rostock herben Rückschlag im Playoff-Kampf
Brose Bamberg musste am 24. Spieltag der easyCredit Basketball Bundesliga eine bittere Heimniederlage gegen die ROSTOCK SEAWOLVES einstecken. Das 88:94 war an diesem Abend aus oberfränkischer Sicht jedoch nicht einmal das Schlimmste, denn Amir Bell zog sich bereits früh in der Partie eine schwere Verletzung zu und im weiteren Spielverlauf musste Coach Oren Amiel auch noch auf die Dienste von Kevin Wohlrath verzichten. Der Rest der Bamberger Mannschaft kämpfte und hatte in Jaromir Bohacik (22 Punkte) den Topscorer des Spiels in seinen Reihen, doch am Ende fehlte die Kraft, um den starken Aufsteiger in die Knie zu zwingen.
Mit dem eigentlichen Topscorer Derrick Alston Jr., Stefan Ilzhöfer und Dennis Nawrocki musste zwar auch SEAWOLVES-Cheftrainer Christian Held auf drei Akteure verzichten, da dies jedoch bereits vor der Partie zu erwarten war, konnten sich die Rostocker in der Vorbereitung darauf einstellen. So ist es am Ende, beim Blick in die Statistik auch nicht allzu überraschend, dass die Ostsee-Korbjäger, bei denen bis auf Chris Carter alle eingesetzten Akteure punkteten, in vielen wichtigen Kategorien, wie Trefferquote, Rebounds oder auch Assists, die Nase vorne hatte. Der gravierendste Unterschied lag dabei wohl in der Dreierquote: Rostock netzte 57 Prozent (12/21) der Versuche ein, während bei Brose lediglich 36 Prozent der 31 Versuche von Erfolg gekrönt waren.
Schwacher Start und Bell-Verletzung
Zu Beginn der Partie merkte man den Hausherren dann auch noch die Nachwehen des enttäuchenden Ausscheidens aus dem FIBA Europe Cup an, denn in den Anfangsminuten wollte an beiden Enden des Feldes kaum etwas klappen. Im Gegensatz dazu Rostock, das vom Start weg hellwach war und frech aufspielte. Da die Gäste insgesamt ihre ersten sechs Feldwürfe – darunter vier Dreier – zu 100 Prozent im Bamberger Korb unterbringen konnten, stand nach nicht einmal drei Minuten bereits ein 4:13-Rückstand der Bamberger zu Buche, der eine frühe Auszeit nach sich zog. Die Hansestädter blieben zunächst aber weiter am Drücker und bauten ihren Vorsprung unbeirrt weiter aus.
Bis auf 13 Zähler zogen die Seewölfe davon, doch Brose hatte zu diesem Zeitpunkt, in der sechsten Spielminute, bereits ganz andere Probleme: Amir Bell prallte beim Ballvortrag mit seinem Gegenspieler JeQuan Lewis zusammen, stürzte unglücklich und verletzte sich dabei schwer, sodass er von Physiotherapeut Kilian Flierl, Teamarzt Eike Schuster und Assistant Coach Stefan Weissenböck vom Feld getragen und anschließend ins Krankenhaus gebracht werden musste (erste Diagnose: Verdacht auf Fraktur des Unterschenkels). Den ersten Schockmoment der Oberfranken konnten die Hansestädter noch nutzen, um bis auf 13:28 davonzuziehen. Danach allerdings schien Bamberg, angetrieben von Jaromir Bohacik, endlich ins Spiel zu finden.
Zunächst übernimmt Bohacik …
Während der Tscheche mit insgesamt 17 Punkte (darunter 4/5 Dreier) in Halbzeit eins Bambergs Offensivmaschinerie in Schwung brachte, zogen defensiv alle Mann an einem Strang und nahmen den Gästen durch eine deutlich physischere Verteidigung die einfachen Würfe weg. Die Folge war ein viertelübergreifender 14:2-Run der Hausherren, die sich so bis zur zwölften Minute wieder bis auf 27:30 herankämpfen konnten. Zwischenzeitlich konnte Brose in der Folge auch bis auf einen Zähler verkürzen, doch zum Führungswechsel sollte es im ersten Durchgang nicht mehr reichen. Auch Rostock stellte sich auf Bambergs höhere Intensität ein und wusste auch mit der großzügigen Linie der Unparteiischen umzugehen. Im Endspurt der ersten 20 Minuten waren es Jordan Roland und JeQuan Lewis, die ihre Farben bei der 48:41-Pausenführung auf Kurs hielten.
… und nach der Pause Simmons
Zur zweiten Halbzeit kam Brose mit der nächsten Hiobsbotschaft aus der Kabine, denn auch Kevin Wohlrath konnte aufgrund muskulärer Probleme fortan nicht mehr ins Spielgeschehen eingreifen. Gegen jetzt nur noch acht einsatzfähige Brose-Akteure war es unter anderem Tyler Nelson, der gleich zu Beginn mit einem Vier-Punkte-Spiel aufwartete und dafür Sorge trug, dass sich seine Mannschaft wieder zweistellig absetzen konnte (56:43, 22. Min.). Doch Brose gab sich nicht so schnell geschlagen und nutzte die Phase, in der Rostock ohne seinen Anführer JeQuan Lewsis (saß mit drei Fouls auf der Bank) agierte, aus. Allen voran Gerel Simmons übernahm nun die Verantwortung. Allein ab Mitte des dritten Abschnitts gelangen dem Shooting Guard 13 Zähler (sieben davon in Folge) und mit seinen letzten drei vor der finalen Viertelpause sorgte er tatsächlich für den 67:67-Ausgleich.
Das Schlussviertel war dann nichts für schwache Nerven, denn die Führung, die beim 69:67 durch Solomon Young erstmals an diesem Abend auf Broses Seiten lag, sollte nun mehrfach hin- und herwechseln. Es sollte sich nun ein offener Schlagabtausch entwickeln, bei dem Rostock zwar weiterhin hochprozentig von jenseits der 6,75m-Linie traf, Brose jedoch mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln dagegenhielt. Nach einem weiteren Bohacik-Dreier lag Brose sogar 78:74 (34. Min.) in Front, doch man konnte förmlich sehen, wie die Kräfte der Hausherren schwanden. Offensiv hatte man mit einigen „in and out“-Würfen etwas Pech und defensiv konnte man die hohe physische Intensität nicht bis zum Schluss matchen. Rostock nutzte das und fügte den Bambergern eine empfindliche 88:94-Heimniederlage zu, die im Playoff-Kampf noch einmal extra schmerzhaft ist.
Brose Bamberg: Bohacik (22 Punkte), Miller (18), Simmons (18), Sengfelder (11), Chachashvili (8), Young (7), Wohlrath (4), Heckmann, Reaves, Bell
ROSTOCK SEAWOLVES: Lewis (21), Nelson (21), Mawugbe (15), Pearson (10), Gloger (8), Valtonen (7), Theis (6), Roland (6), Carter
Fazit von Brose-Headcoach Oren Amiel:
„Sie haben gut begonnen, hatten viel Selbstvertrauen und das Spiel gut kontrolliert, auch wenn wir zurückgekommen sind. Sie haben den Sieg verdient. Ich hatte allerdings das Gefühl, dass zehn Spieler auf dem Feld hart gefightet haben, aber nicht alle Menschen auf dem Court wirklich im Spiel waren. Aber ehrlicherweise: das Spiel interessiert mich aktuell überhaupt nicht. Meine Gedanken sind bei Amir. Ich hoffe inständig, dass er darüber hinwegkommen wird.“