Brose Bamberg reist am 6. Spieltag der easyCredit Basketball Bundesliga erstmals überhaupt zu den ROSTOCK SEAWOLVES. Spielbeginn ist am Sonntag um 15 Uhr.
Die ROSTOCK SEAWOLVES sind ein Phänomen. Nicht nur, dass sie als Aufsteiger sensationell auf Platz vier der Tabelle stehen, sie sind zeitgleich das offensivstärkste (92,4 Punkte im Schnitt) und defensivschwächste (93,2 Gegenpunkte im Schnitt) Team der Liga. Und dennoch oder trotzdem: aktuell steht vier Saisonsiegen gerade einmal eine Niederlage gegenüber. Die gab es am letzten Spieltag in heimischer Halle gegen den amtierenden Meister und Pokalsieger ALBA BERLIN. Mit ausschlaggebend für das am Ende deutliche 70:104 war, dass die Rostocker offensiv nur schwer ins Spiel kamen. Vor allem der aktuelle BBL-Topscorer Derrick Alston Jr. – bis dato mit im Schnitt 22 erzielten Punkten ligabester – konnte sein Potenzial mit zwölf Zählern nur rudimentär entfalten. Cheftrainer Christian Held sah jedoch in erster Linie die Defensivleistung seines Teams als Grund für die Niederlage: „Wir können nicht zufrieden sein, wenn wir Zuhause 104 Punkte zulassen.“ Und dennoch, mit der bisherigen Saison können die Rostocker mehr als zufrieden sein. Vier Siege aus den ersten vier Spielen, das ist aller Ehren wert. Mit Alston Jr. (in der Saison 2017/2018 an der Boise State University Teamkollege von Christian Sengfelder) haben sie den aktuell treffsichersten Spieler in ihrer Mannschaft, mit JeQuan Lewis den aktuell besten Assistgeber der Liga (8,8) und mit Selom Mawugbe den besten Shotblocker (2,2). Dazu kommen mit Lewis, Nelson und Pearson drei weitere Spieler, die bis dato zweistellig punkteten. Held – mit 34 Jahren der jüngste BBL-Trainer der Saison – wird assistiert von seinem Vater Ralph, auch das ist einmalig in der Bundesligageschichte. Beiden ist es gelungen, ein starkes Kollektiv zusammenzustellen. Dabei wurde viel Wert auf Kontinuität gelegt, denn sieben Spieler der Aufstiegsmannschaft spielen auch aktuell noch für die Seewölfe. Maßgeblichen Anteil an den bisherigen (Heim)Siegen hatte auch das Publikum in der Stadthalle Rostock. So konstatierte zuletzt Berlins Coach Israel Gonzales eine „großartige Atmosphäre“. Die wird es wohl auch am Sonntag geben, denn für die Partie gegen Brose sind bereits knapp 4.000 Tickets verkauft.
Für Brose Bamberg ist es der erste Trip nach Rostock in ihrer BBL-Historie. Mit etwas über 600 Kilometern und rund acht Stunden Fahrzeit löst die Fahrt nach Mecklenburg-Vorpommern Hamburg als den bis dato längsten Trip ab. Mit im Gepäck haben die Bamberger fünf BBL-Niederlagen in Folge, eine Serie, die es so bislang noch nicht gab und die die Mannen von Cheftrainer Oren Amiel schnellstmöglich beenden wollen. Am besten natürlich bereits am Sonntag beim starken Aufsteiger. Dazu muss in der Rostocker Stadthalle aber vieles, wenn nicht gar alles passen. Nicht nur die Moral. Denn die ist nach wie vor tadellos. Zuletzt gegen Chemnitz im FIBA Europe Cup kam Brose einmal mehr von einem hohen Rückstand – in diesem Fall 16 Punkte – zurück ins Spiel – in diesem Fall auf drei Zähler ran –, schaffte es aber abermals nicht, das Momentum auszunutzen und sich zu belohnen. Insgesamt 21 Ballverluste machten die Aufholjagd am Ende zunichte. Jaromír Bohačík absolvierte sein bis dato bestes Spiel im Bamberger Trikot, erzielte 21 Punkte, holte zudem acht Rebounds. Darauf gilt es für ihn aufzubauen. Doch das ganze Team ist gefordert. Jeder kann und muss seine Rolle annehmen. Nur im Kollektiv kann und wird es klappen. In der Liga konnte sich Brose offensiv dabei bislang auf seinen Kapitän verlassen. Mit 15 Punkten und knapp sieben Rebounds im Schnitt ist Christian Sengfelder der Fels in der Brandung. Überhaupt die Rebounds: waren sie zu Beginn der Saison noch eines der größten Bamberger Probleme, hat Brose dieses aktuell gut im Griff, greift sich die viertmeisten Abpraller am eigenen Brett in der ganzen Liga. Aktuelles Manko ist eher das Scoring. Mit durchschnittlich erzielten 76,4 Punkten gehört die Bamberger Offensive zu den schwächsten in der BBL. Dabei ist vor allem der Distanzwurf ausbaufähig, denn es fanden in den bisherigen fünf nationalen Partien nur 27 Prozent der Würfe den Weg in den gegnerischen Korb.
„Wir müssen weiter dranbleiben. Es bringt jetzt nichts zu sagen, wir stehen hinten drin, damit müssen wir uns abfinden. Nein, im Gegenteil. Wir müssen unser Glück erzwingen. Wir spielen nicht schlecht, treffen aktuell aber die Würfe nicht. Das passiert, wenn man zu viel nachdenkt. Daher: Kopf abschalten und auf unsere Stärken konzentrieren. Die haben wir nämlich zweifellos. In Rostock ist es wichtig, dass wir vor allem defensiv wieder gut stehen. Das hat in den letzten Spielen ganz gut funktioniert. Aus einer starken Verteidigung müssen wir dann schnell umschalten. Vorne wird irgendwann der Knoten platzen, da bin ich mir sicher.“
Jaromír Bohačík
Das Spiel in Rostock ist das letzte vor dem rund anderthalbwöchigen Nationalmannschaftsfenster. Mit Christian Sengfelder (Deutschland), Jaromír Bohačík (Tschechien), Vaidas Kariniauskas (Litauen) und Gabriel Chachashvili (Israel) stellt Brose Bamberg vier Auswahlspieler. Die nicht nominierten Brose-Akteure bekommen einige Tage frei, um Kopf und Körper zu regenerieren. Am 12. November bittet Oren Amiel erstmals wieder zum Training, dann sicherlich auch mit neuen Gesichtern im Team. Das erste Pflichtspiel nach dem FIBA-Break ist am 19. November um 20.30 Uhr gegen die FRAPORT SKYLINERS.
