Schlussviertel bricht Bamberg das Genick

Schlussviertel bricht Bamberg das Genick
Sport

Brose Bamberg verliert auch sein Heimspiel gegen Hamburg

Brose Bamberg rutscht immer tiefer in die Krise. Auch am fünften Spieltag der easyCredit Basketball Bundesliga konnte die Mannschaft von Cheftrainer Oren Amiel nicht den erhofften ersten Sieg einfahren. Gegen die Veolia Towers Hamburg stand am Ende eine bittere 66:76-Niederlage, an der auch Bambergs Topwerfer, Christian Sengfelder und Justin Wright-Foreman (beide je 15 Punkte) nichts ändern konnten.

easyCredit BBL 22/23 - 5. Spieltag: Brose Bamberg vs. Veolia Towers HamburgHauptgrund für die neuerliche Pleite war das Schlussviertel. Zum einen gaben die Brose-Boys dieses mit 9:20 an ihren Kontrahenten ab, zum anderen brachte man sich in diesen zehn Minuten mit sechs der insgesamt neun Ballverlusten selbst um den Lohn der zuvor geleisteten Arbeit. Zwar hatten die Oberfranken einen miserablen Tag von jenseits der Dreierlinie (5/31 = 16 Prozent), doch zeigte man an diesem Abend über drei Viertel Einsatz und Kampfgeist. Hamburg, das wieder einmal in Kendale McCullum (27 Punkte, acht Rebounds, fünf Assists) seinen besten Akteur hatte, konnte – gerade bei der Dreierquote (25 Prozent) ebenfalls nicht überzeugen, nutzte aber jeden Bamberger Fehler eiskalt aus und netzte am Ende die „big shots“.

Zähe Offensive, doch Bamberg kämpft

Nach dem peinlichen Auftritt unter der Woche gegen Ylli legten die Mannen von Coach Oren Amiel an diesem Freitagabend von Beginn an eine komplett andere Einstellung an den Tag. Starke Defense und gutes Rebounding standen ganz oben auf der Tagesordnung, womit die Hamburger anfangs scheinbar nicht gerechnet hatten. Auch offensiv gab Bamberg durch seinen Kapitän Christian Sengfelder (vier schnelle Punkte) den Ton an, was ein 6:2, Anfang der dritten Spielminute, zur Folge hatte.

Danach taten sich aber auch die Brose-Boys schwer, offensive Erfolgserlebnisse zu verbuchen, während Hamburg, angetrieben von Kendale McCullum, zusehends zu seinem Rhythmus fand. Mitte des Viertels lagen die Norddeutschen zwar 12:8 in Führung, doch Bamberg trotzte seiner bis dato ausbaufähigen Trefferquote und hielt vor allem über Kampf und Einsatz dagegen. So präsentierten sich beide Kontrahenten auf Augenhöhe, was sich auch im ausgeglichenen Spielverlauf widerspiegelte.

Mit sechs Punkten in Serie läutete Justin Wright-Foreman in der 14. Spielminute dann Bambergs beste Phase ein. Innerhalb der nächsten drei Minuten zeichneten der US-Boy und Jaromir Bohacik, der eine ordentliche erste Halbzeit spielte, hauptverantwortlich für einen 11:0-Zwischenspurt und verwandelten damit einen 24:26-Rückstand in eine 35:26-Führung. Towers-Coach Raoul Korner quittierte das mit einer Auszeit und erzielte damit die gewünschte Wirkung. Bamberg wirkte in der Folge wieder etwas fahrig, was Hamburg nutzte, um erst zurückzukommen und sich anschließend durch drei McCullum-Freiwürfe die 39:37-Pausenführung zu sichern.

Bamberg bleicht extrem schwach von „downtown“

easyCredit BBL 22/23 - 5. Spieltag: Brose Bamberg vs. Veolia Towers HamburgDieses ausgeglichene Duell, welches sich jedoch auf eher mäßigem Bundesliga-Niveau abspielte, setzte sich auch nach dem Seitenwechsel nahtlos fort. Zwar waren es die Korbjäger aus der Hansestadt, die ihre Zwei-Punkte-Pausenführung über weite Strecken behaupten konnten, doch Bamberg, das immer noch mit seiner Trefferquote – vor allem von jenseits der 6,75m-Linie – haderte, kämpfte und hielt mit allem, was man hatte, dagegen. Insbesondere Jaromir Bohacik merkte man an, dass er darin bestrebt war, seine zuletzt eher unterirdischen Leistungen wettzumachen. Kurz vor der letzten Viertelpause waren es aber Spencer Reaves, Kevin Wohlrath und Vaidas Kariniauskas, die die Führung doch wieder auf Broses Seite holten (57:56).

Dass die Hausherren zum Start des Schlussviertels die Führung innehatten, lag auch daran, dass die Gäste-Jungs ebenfalls aus der Distanz wenig Fortune hatten. Da nun aber auch die Unparteiischen hier und da mit nicht ganz souveränen Entscheidungen aufwarteten und sich Bamberg dadurch verunsichern ließ, musste Brose die Towers Mitte des letzten Viertels wieder an sich vorbeiziehen lassen. Die Hamburger profitierten jetzt davon, dass die Amiel-Jungs schnell ihre Teamfouls in diesen Quarter voll hatten und setzten sich über Freiwürfe nochmal bis auf 69:63 (38. Min.) ab. Dieses Defizit konnte Brose am Ende nicht mehr aufholen, da man die chronische Abschlussschwäche an diesem Abend einfach nicht ablegen konnte und sich zudem im Schlussviertel sechs Turnover erlaubte. Hamburg nutzte seine etwas bessere Dreierquote und Bambergs Verzweiflungsfouls in den Schlusssekunden und entführte damit die Punkte aus der Domstadt – Endstand aus Sicht von Brose Bamberg: 66:76.

Brose Bamberg: Sengfelder (15 Punkte), Wright-Foreman (15), Bohacik (10), Reaves (6), Kariniauskas (6), Chachashvili (4), Bell (4), Heckmann (2), Young (2), Wohlrath (2)
Veolia Towers Hamburg: McCullum (27), Childs (11), Meisner (8), Hinrichs (8), Woodard (7), Philipps (4), Wohlfarth-Bottermann (4), Samar (3), Clark II (2), Schoormann (2)

Fazit von Brose-Headcoach Oren Amiel:

„Sie haben am Ende die richtigen Entscheidungen getroffen, daher haben sie wahrscheinlich verdient gewonnen. Man sieht, es läuft nicht bei uns. Das kann man nicht verbergen. Es funktioniert nicht. Wir müssen nun Änderungen vornehmen, um die Situation in den Griff zu bekommen. Wann immer es in die entscheidende Phase geht, wissen wir nicht mehr, wie wir spielen sollen. Das gibt einem zu denken. Und ich denke jetzt. Was können wir tun, um das zu verbessern? Größe zeigt sich in harten Momenten. Es ist immer einfach zu brillieren, wenn es gut läuft. Aber man muss vorangehen, wenn es nicht funktioniert. Wir müssen uns alle hinterfragen.“

Trainerstimme: Medieninformation Brose Bamberg
Fotos: Matthias Schramm