Krieg in der Ukraine wirft auch Sicherheitsfragen in Bamberg auf

Krieg in der Ukraine wirft auch Sicherheitsfragen in Bamberg auf
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Wo gibt es Schutzräume in Bamberg? Wie wird alarmiert? Die wichtigsten Fragen und Antworten!

Der Krieg in der Ukraine lässt die Menschen in Europa in Gedanken 33 Jahre zurückfallen – in die Zeit vor der Wiedervereinigung, als die Welt in West und Ost getrennt war und sich beide Seiten belauerten. Plötzlich stellen sich im Herzen des Kontinents wieder Fragen der Sicherheit, über die sich keiner mehr Gedanken machen wollte. Auch in der Stadt Bamberg tauchen diese zwangsläufig auf. Hier gibt es die wesentlichen Antworten darauf.

Gibt es in Bamberg noch Schutzräume, die im Ernstfall genutzt werden können?

In der Stadt Bamberg sind aktuell etwa 5.400 Schutzplätze (von ehemals 11.000) vorhanden – trotz der erheblichen Einsparmaßnahmen des Bundes in den vergangenen gut 20 Jahren. Als Folge der jahrzehntelangen Einsparungen und fehlenden Investitionen muss allerdings der technische Zustand der Anlagen zumindest teilweise kritisch hinterfragt werden. Zusätzlich würden auch Tiefgaragen, über denen Gebäude stehen, und Keller in Wohnhäusern für einen gewissen Schutz sorgen.

Wo sind die Schutzräume zu finden?

Folgende Schutzräume gibt es nach aktuellem Stand in der Stadt Bamberg:

  • Mehrzweckanlage Magazinstraße (425 Plätze)
  • Mehrzweckanlage Berliner Ring (1.951 Plätze)
  • Mehrzweckanlage Trimbergstraße (1.596 Plätze)
  • Mehrzweckanlage Weidendamm (317 Plätze)
  • Mehrzweckanlage Birkengraben (419 Plätze)
  • Mehrzweckanlage Sutristraße (248 Plätze)
  • Schutzraum Wielandstollen (455 Plätze)

Wird es bei dieser Ausstattung bleiben?

Der Krieg in der Ukraine zwingt Europa und auch Deutschland zu einer Neubewertung der Sicherheitslage und der künftigen Ausrichtung auch des Bevölkerungsschutzes. „Neben verstärkten Investitionen in die Einsatzbereitschaft der Bundeswehr müssen aus kommunaler Sicht auch zwingend wieder erhebliche Investitionen in den Zivilschutz getätigt werden“, erklärt Sicherheitsreferent Christian Hinterstein. Das Ziel müsse es sein, wieder mehr Schutzmöglichkeiten in Deutschland und auch in Bamberg zu schaffen

Gibt es noch akustische Warnanlagen im Stadtgebiet?

Im Bamberger Stadtgebiet existieren aktuell keine Sirenenanlagen zur Warnung der Bevölkerung. Die ehemals vorhandenen Sirenen in Bamberg waren ausschließlich für die Bevölkerungswarnung auf Bundeskosten errichtet und betrieben worden. Diese Anlagen wurden Anfang der 1990er-Jahre aufgrund der damaligen Neubewertung der Sicherheitslage nach Ende des „Kalten Krieges“ auf Kosten des Bundes abgebaut. Auf der Luitpoldschule blieb noch eine Sirenenanlage zurück, um bei einem Störfall im Flüssiggaslager des Spitzenlastheizkraftwerkes in der Coburger Straße die Bevölkerung warnen zu können. Als dieses Lager aufgelassen wurde, wurde die Sirene in der Folge nicht weiter benötigt und ist mittlerweile außer Betrieb.

Sind neue Warnsysteme angedacht?

Die städtische Verwaltung erarbeitet derzeit einen Vorschlag, wie wieder eine flächendeckende Bevölkerungswarnung im Stadtgebiet aufgebaut werden kann. Dabei handelt es sich um eine Zeit- und Maßnahmenplanung mit einer ersten Kostenschätzung. Sie soll als Grundlage für die Anmeldung von Haushaltsmitteln dienen. Christian Hinterstein erklärt: „Die Starkregenkatstrophe in der Region um Ahrweiler vergangenes Jahr hat die Bedeutung einer Warninfrastruktur deutlich aufgezeigt.“ Gleichzeitig betont er jedoch, dass im Stadtgebiet die Notfallalarmierung der Einsatzkräfte von Feuerwehr und Rettungsdiensten bislang immer sehr gut funktioniere – unabhängig von Sirenenanlagen.

Gibt es einen Ersatz für die Alarmierung durch Sirenen?

Auch ohne Sirenenanlagen können zügig sehr viele Menschen in Bamberg im Ernstfall erreicht werden. Eine lückenlose Warnung ist mit den derzeit zur Verfügung stehenden Mitteln aber nicht herzustellen, allerdings können dies auch Sirenen nicht garantieren (Stichworte: Isolierglasscheiben, Kopfhörer, taubstumme Menschen). Als Sirenenersatz können in der Stadt Bamberg derzeit sechs mobile Warnanlagen eingesetzt werden – dazu werden vier Feuerwehrfahrzeuge mit Durchsageverstärker und Außenlautsprecher genutzt und zwei weitere Fahrzeuge, auf die Lautsprecheranlagen montiert werden können (eine Anlage ist defekt und wird gerade neu angeschafft).

Wie werden die Menschen darüber hinaus alarmiert?

Es werden verschiedene digitale Plattformen und Medien im Katastrophenfall für die rasche Weiterverbreitung der Informationen genutzt – und zwar:

  • Veröffentlichungen auf den städtischen Plattformen im Internet (Socialmedia-Kanäle, Homepage der Stadt Bamberg)
  • Eilnachrichten in den lokalen Medien (Internet-Portale, Rundfunk, Fernsehen)
  • (amtliche) Gefahrendurchsagen im Rundfunk und Fernsehen über die Einsatzzentralen der Polizei
  • Hinweise über das modulare Warnsystem des Bundes (MOWAS vS/E), das aktuell die staatliche WarnApp Nina und weitere private WarnApps mit Warnmeldungen beliefert. Nach den Planungen des Bundes sollen über MOWAS in Zukunft auch weitere Verbreitungswege erschlossen werden (digitale Werbetafeln, DAB+-Radios, Navigationsgeräte, Verkehrsinformationssysteme, In-Car-Computersysteme, Smarte Laternen, auf Wunsch Smart Home etc.).

Bildunterschrift: Auf dem Dach der Luitpoldschule ist noch eine Sirenenanlage montiert, allerdings nicht mehr einsatzbereit.

Text: Medieninformation Pressestelle Stadt Bamberg
Foto: Stadtarchiv Bamberg, Jürgen Schraudner