Ein Glaubenszeugnis in säkularen Zeiten
Am Dienstag (10.09.2019) fand die feierliche Enthüllung des ersten Glasfensters von Markus Lüpertz für die Kirche St. Elisabeth im Bamberger Sandgebiet in Anwesenheit von Markus Lüpertz sowie den Schirmherren Erzbischof Ludwig Schick und Oberbürgermeister Andreas Starke statt.
Das erste von insgesamt acht Lüpertz-Fenstern, welche in der Kirche angebracht werden sollen, trägt den Titel „Die alte Frau – Almosen geben“.
Seit der Ausstellung von Lüpertz-Skulpturen im Jahr 2006 ist der derzeit wohl bekannteste lebende deutsche Maler, Grafiker und Bildhauer Markus Lüpertz in Bamberg präsent – dauerhaft durch seine Kunstwerke oder zuweilen auch persönlich. Seit 2009 ziert sein „Apoll“ den Platz vor der Elisabethenkirche. Lüpertz selbst kam bereits bei der Suche nach dem besten Standort für den „Apoll“ auf die Idee, die Fenster der Kirche zu gestalten. Anlässlich der Aufstellung des „Apoll“ vor dem Chor der Kirche äußerte er im Beisein von Bundeskanzler a.D. Gerhard Schröder den Wunsch, für dieses gotische Kleinod die Fenster gestalten zu können. Seine Vision wurde in Bamberg begeistert aufgenommen – und nun endlich nach rund 10 Jahren Realität.
Aus dem Kreis der Gottesdienstgemeinde hatte sich 2015 eine Initiative gebildet, die sich für die modernen Kunstfenster einsetzt und ein theologisches Programm für mögliche Fenster aufgestellt hat. Neben den Szenen aus dem Leben der Heiligen Elisabeth sollten die sieben Werke der Barmherzigkeit dargestellt werden: Die Hungrigen speisen, die Obdachlosen beherbergen, die Nackten bekleiden, die Kranken besuchen, die Gefangenen besuchen, Tote begraben, Almosen geben. Das achte Fenster ist dem Bibelspruch aus Mt25 gewidmet: Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan. Es geht der Initiative vor allem darum, ein Zeichen des Glaubens in die Welt zu setzen. Und dies in einer Zeit, in der die Inhalte des christlichen Glaubens häufig im Abseits stehen.
Der Künstler Markus Lüpertz, bekannt vor allem durch seine Skulpturen, aber auch durch die Glasfenster in der Kirche St. Andreas in Köln, in Landsberg-Gütz und in Hannover, hat das theologische Programm in acht originalgroße Kartonentwürfe umgesetzt. Sie waren in Bamberg in der Kirche St. Elisabeth und im Kesselhaus ausgestellt, aber auch in anderen Städten, derzeit in Ottobeuren.
Nun wurde das erste Fenster der Öffentlichkeit vorgestellt. Es wurde direkt neben dem Hochaltar eingebaut. Es trägt den Titel „Alte Frau – Almosen geben“ und bebildert die Begegnung der Hl. Elisabeth mit einer alten Frau am Fuße der Wartburg. Es überrascht durch die kräftigen, sehr harmonischen Farben, die den Kirchenraum in ein sehr besonderes Licht tauchen. Dies war besonders zum Enthüllungstermin in der Mittagszeit zu erleben, als die Sonne direkt einfiel und das Fenster leuchten lies. Diese Farbigkeit ist es auch, die eine sehr geglückte Verbindung zu dem einzigen, noch vorhandenen Buntglasfenster aus dem 18. Jahrhundert hinter dem Hochaltar herstellt. Die Formen der menschlichen Körper werden mit skizzenhaftem Strich gesetzt. In expressiven Duktus werden die Gesichter in stark abstrahierter Form gezeichnet. Besonders beeindruckend: die Hände der Hl. Elisabeth, die dem Obdachlosen gibt und die Hände, der alten Frau, die Elisabeth zurückstoßen. Als immer wiederkehrendes ornamentales Element verwendet der Künstler ein Motiv, das als Korbgeflecht, als Blatt oder, wie in der klassischen Glasmalerei, auch als reine geometrische Begleitform gesehen werden kann. Diesmal eben nicht als Randfries, sondern über die ganze Fensterfläche verteilt. Meistens in Weiß gehalten, sorgt es dafür, dass der Kirchenraum in hellem Licht erhalten bleibt.
Die Glastechnik und die Verbleiung erfolgen nach den bereits im Mittelalter entwickelten Methoden. Die Farben werden bei sehr hohen Temperaturen eingebrannt und sind dadurch sehr haltbar. Durch die kräftigen Bleiruten erhält das Fenster maximale Stabilität. Deshalb hat die ausführende Fa. Derix aus Taunusstein auf die Vorblendung einer Schutzglasscheibe verzichtet.
Noch während der Enthüllung erteilte die Initiative den Auftrag für das zweite Fenster. Der finanzielle Grundstock ist bereits gelegt. Für die Initiative war überraschend, dass es neben Mitteln der Oberfrankenstiftung und der Welterbestiftung bisher doch sehr viele private Spenden gab. Sie leitet hieraus ab, dass es für viele Menschen ein Anliegen ist christliche Glaubensinhalte in die Welt zu tragen.