Bürger wollen gehört und ernst genommen werden

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Bilanz nach 14 Tagen Bürgerlabor in der Hauptwachstraße

Reger Betrieb, viele interessante Gespräche mit Bürgerinnen und Bürgern, die mit relevanten Anregungen zum Thema Bürgerbeteiligung nicht geizten, Stehtischgespräche mit Stadträten, Amtsleiter und Bürgervereinsvorsitzenden sowie ein Vortrag aus berufenem Munde – für das Amt für Bürgerbeteiligung, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit war das Bürgerlabor eine Bereicherung und deshalb fällt die Bilanz überaus positiv aus. Klar ist: Nach der 14-tägigen Öffnung des Bürgerlabors in der Hauptwachstraße 3 ist die Stoffsammlung umfangreich und bedarf der akribischen Nachbearbeitung. Denn vieles will beachtet und eingearbeitet werden in den nun folgenden Prozess der Bürgerbeteiligung.

Die Bambergerinnen und Bamberger, das hat sich wieder einmal bestätigt, identifizieren sich in hohem Maße mit ihrer Stadt, sind in der Regel stolz auf sie und deshalb sehr an der Entwicklung Bambergs interessiert. Dass die Bürgerschaft verstärkt eingebunden werden soll in die Gestaltung ihrer Stadt, kommt gut an. Es kommt aber auch, mit Blick auf Vergangenes, Kritik. Bürgerbeteiligungen seien teilweise auch frustrierend verlaufen, ließen Besucher des Bürgerlabors wissen. Politik und Verwaltung dürften der Bürgerschaft nicht vorgaukeln, dass sie gehört werde, sondern müssten sie tatsächlich ernst nehmen. Viele Besucher richteten aber auch den Blick nach vorne. Bürgerbeteiligung sei der realistische Ansatz, wirklich etwas zu verbessern. Mit ihr könne Politikverdrossenheit überwunden, Demokratie gelebt werden.

Was die Bürgerschaft am meisten umtreibt, ist der Verkehr. Das zeigt die Zahl der Eingaben in diesem Bereich. Viele beschwerten sich über Radfahrer, die sich nicht an Verkehrsregeln hielten. Disziplin von Autofahrern sei am Domberg gefordert, hier gelte Schritttempo. Geklagt wurde auch, dass Fußgänger in der Verkehrsdebatte komplett ignoriert würden. Generell wurde eine hohe Rücksichtslosigkeit von allen Verkehrsteilnehmern festgestellt. Weiterhin taucht oft die Forderung nach mehr Grün in der Stadt auf. Insbesondere wurden mehr Bäume in der Innenstadt gewünscht. Auch regte ein Besucher des Bürgerlabors an, auf ausreichend Grünflächen bei neuen Bauprojekten zu achten. Bemängelt wurde, dass die Stadt immer mehr zur öffentlichen Kneipe werde. Lob gab es aber auch: „Vieles klappt gut!“

Eine gut funktionierende Bürgerbeteiligung ist dem Stadtrat, das wurde bei der Bürgerlabor-Visite von einigen Vertretern des Gremiums deutlich, ein echtes Anliegen. Bürgervereinsvorsitzende empfahlen ihre Vereine als vermittelndes Scharnier zwischen Bürger und Stadt Bamberg. Bürgerbeteiligung, so die vorherrschende Meinung in dieser Runde, müsse ergebnisorientiert sein; komme es zu keinem Ergebnis, müsse zumindest transparent erklärt werden, woran sie gescheitert sei. Bahnausbau, Verkehrskonzept und Konversion waren die Themen, die mit Christian Hinterstein, Referent für zentrale Steuerung, Personalwesen und Konversionsmanagement, diskutiert werden konnten. Ihre Erfahrung im Bereich Bürgerbeteiligung teilte Monika Nickles vom Büro für Bürgerbeteiligung und Ehrenamt der Stadt Erlangen. „Um eine gute Bürgerbeteiligungskultur zu etablieren, braucht man einen langen Atem. Effektive Strukturen müssen geschaffen werden und geeignete Beteiligungsthemen gut vorbereitet sein“, mahnte sie. Außerdem müsse die Ansprache so gewählt sein, dass sie von der Bürgerschaft gut verstanden werde.

Zwar schließt das Bürgerlabor zum Monatsende planmäßig wieder, aber das Gesprächsangebot an die Bürgerschaft besteht natürlich weiter. „Wir werten nun die Anregungen und Diskussionsergebnisse aus und schauen, wo es Handlungsbedarf gibt“, so Michaela Schraetz vom Amt für Bürgerbeteiligung, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Parallel dazu werden nun verwaltungsintern und auch extern, beispielsweise mit den Bürgervereinen, Strukturen geschaffen und Gespräche geführt, um eine solide Basis für die zukünftige Arbeit zu schaffen. „Ich werbe an dieser Stelle für ein wenig Verständnis, dass nicht von jetzt auf gleich alles spürbar besser wird“, so Michaela Schraetz weiter. „Wir stoßen die nachhaltige Etablierung einer ergebnisorientierten Bürgerbeteiligungskultur an. Das ist ein Entwicklungsprozess. Wir wollen miteinander ins Gespräch kommen und bleiben, zum Wohl unserer Stadt und unserer Lebensqualität.“

BILDUNTERSCHRIFT: Ulrike Siebenhaar (r.) und Michaela Schraetz (2.v.r.) im Gespräch mit den Bürgervereinsvertretern Daniela Reinfelder (l.), Elmar Hollfelder und Christina Keidel.

Text: Medieninformation Pressestelle Stadt Bamberg
Foto: Pressestelle/Stephanie Schirken-Gerster