Der Wolf von Oberhaid

Der Wolf von Oberhaid
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Einzeltier oder Rudel – Problem-Wolf oder exotischer Waldbewohner?

„Wir sind aufgrund der Fotos sicher, dass es sich um einen Wolf handelt“, umriss Sarah Schölzel vom Bayerischen Landesamt für Umwelt die aktuelle Lage. Am 19. März bestätigten die Experten, dass es sich bei dem in der vergangenen Woche mehrfach von verschiedenen Wildtierkameras im Wald bei Oberhaid fotografierten Tier um einen Wolf handelt.

Der Wolf ist in Deutschland zurück. Das ist keine Neuigkeit. Erstmalig ist er aber nun in Oberfranken angekommen. Möglicherweise wandert er bereits weiter nach Unter- oder Mittelfranken. Oder bleibt er an Ort und Stelle? Reißt er Tiere? Fällt er Menschen an? Hat er sein Rudel im Hintergrund? Oder strawanzt er alleine herum? Fragen über Fragen. Fest steht jedenfalls: Was für die einen Natur- und Artenschutz darstellt, ist für die anderen ein Problem.

Meinungen zum Wolf bei Oberhaid

Rainer Dorn, Schäfer aus Viereth:

„Ich soch bloß das ane: Nur an toter Wolf is an guter Wolf. Mehr sog i ned. Dieses lumberts [freche] Tier brauch mer net. Der Wolf müssert amoll von a boor Großköbferda [Großköpfige, mit großem Kopf Versehene] ihra Hündla zerreißn, da wär des Gschrei groß, denn auf uns Viechhalter merkt ja eh kaner. Dann nimmt des ganz andre Dimensionen an, denn auf fünf Prozent Bauern merkt do eh kanner. Des is des Problem, was mer ham in der Gsellschaft. Aber des kummt scho irgendwann ma rum. Irgendwann läuft ma so an Hündla draußen rum und hoffentlich die Besitzer ihra ahnt [der Besitzer des Hündchens ahnt], dass es gerissen wird. Des könnt mir gor ka größere Freude machen. Und dann kricht des Zeuch Händ und Füß. Des mit dem Wolf ist bewusst gmacht. Wenn aner nix hat, den kammer ach nich freggd [kaputt] machen – und des sin dann die, wo für den Viech schreia [die für das Vieh schreien; gemeint ist, die sich für den Wolf einsetzen]. So einfach is des Spiel. Den Wolf hättmer gar nich gbraucht. Der gehört freilich gejagt.“

Thomas Löhr, Forstbeamter im Forstrevier Trunstadt:

„Meine ganz persönliche Meinung als Forstbeamter ist, dass ich den Wolf völlig unkritisch sehe, ich habe auch keine Angst vor ihm. Ich arbeite da draußen im Wald. Der Wolf wird mir aber vermutlich nicht begegnen, denn Wölfe haben vor Menschen mehr Angst als umgekehrt. Er wird vielleicht neugierig sein, er wird mal den einen oder anderen Menschen von weitem beäugen – aber auch diesbezüglich habe ich keine größeren Befürchtungen. Die meisten Horrorgeschichten über Wölfe sind eben Horrorgeschichten per se. Die Menschen hier müssen sich allerdings darauf einstellen, dass er irgendetwas fressen muss – das eine oder andere Schaf wird dann wohl mal fehlen. Auch die Jäger werden nicht mehr die alleinigen Beutegreifer sein – aber das ist ja alles im Sinne der Natur. Ich kann es nicht belegen, aber der eine Wolf ist vielleicht nur ein Bruchteil von dem, wovon wir wissen, was hier an Wölfen haust. Ich denke, es gibt auch bei uns schon wesentlich mehr Tiere.“

Frank Förtsch, Pressereferent beim Landkreis Bamberg:

„Wir hatten am 21.03. eine Besprechung mit dem Landesamt für Umwelt. Das sind Experten, die Beobachtungen von Wölfen für ganz Bayern durchführen. Das Amt geht davon aus, dass es sich um einen durchziehenden Wolf, also um ein Einzeltier, handelt. Ein Einzeltier bleibt nicht an einer Stelle und es zieht – im Gegensatz zum Rudel – weiter. Der bei Oberhaid gesichtete Wolf ist möglicherweise gar nicht mehr bei uns in der Region. Seit den 20 Jahren, in denen es in Deutschland Wolfsvorkommen gibt, sind 1.000 Tiere gesehen worden. Neu ist die Situation in Deutschland also nicht, aber bei uns in der Region schon. Es gilt, mit Bedacht, sachlich und unvoreingenommen zu informieren.“

Foto: privat