Ricky Hickman ballert Bamberg zum zweiten Comeback-Sieg

Ricky Hickman ballert Bamberg zum zweiten Comeback-Sieg
Sport

Der deutsche Meister besiegt sein spanisches Pendant dank bärenstarkem Schlussspurt

Brose Bamberg hat in der Turkish Airlines Euroleague erneut ein fast schon verloren geglaubtes Spiel zu seinen Gunsten gedreht. Im Duell mit Valencia Basket lagen die Oberfranken zwischenzeitlich schon mit 15 Zählern im Hintertreffen, kämpften sich mit einem starken Schlussviertel bravourös zurück und landeten einen 83:82-Sieg.

Turkish Airlines Euroleague 17/18 - 1. Spieltag: Brose Bamberg vs. Maccabi FOX Tel AvivBrose startete gut in diese Begegnung und legte viel Spielfreude an den Tag. Allen voran der wieder genesene Daniel Hackett und Ricky Hickman sprühten nur so vor Energie. Während der eine (Hackett) den Ball pushte und das Spiel seiner Farben antrieb, sorgte der andere (Hickman) für Punkte. Bis zum 16:11-Zwischenstand in der sechsten Spielminute schien es so, als hätte den Brose-Boys die viertägige Pause gut getan, sodass man mit dem spanischen Meister auf Augenhöhe spielte.

Anfangselan schnell verpufft

Als Cheftrainer Andrea Trinchieri allerdings die ersten Wechsel vornahm gingen Energie und Spielfluss schlagartig verloren. Auf der Gegenseite brachten Valencias Bankspieler dringend benötigte Impulse ins Spiel – allen voran US-Boy Will Thomas, der unter dem Korb ordentlich zupackte. Getragen von ihrem Go-to-Guy Erick Green riss Valencia die Spielkontrolle an sich, übernahm noch vor der ersten Viertelpause die Führung und baute diese anschließend in den zweiten zehn Minuten kontinuierlich aus. Über eine kleine Dreierserie und viel Einsatz unter dem Korb zogen die Spanier bis auf elf Zähler (43:32, 16. Min.) davon und drohten Brose im zweiten Viertel zu überrennen.

Mit der Rückkehr von Hickman, der mit 17 Punkten – darunter 4/5 Dreier – und drei Assists bärenstarke 20 Minuten ablieferte, stabilisierte sich Bambergs Spiel wieder und so kämpften sich die Oberfranken – auch begünstigt durch spanische Unbeherrschtheiten (unsportliche und technische Fouls) wieder in Schlagdistanz zurück. Zur Pause betrug der Rückstand dann „nur“ sechs Zähler (41:47). Da sich Will Thomas auf Seiten Valencias beim Gang in die Kabine ein technisches Foul einhandelte, startete Brose noch vor dem Wiederanpfiff mit einem Hickman-Freiwurf in die zweite Halbzeit.

Abgeklärte Spanier

Turkish Airlines Euroleague 17/18 - 1. Spieltag: Brose Bamberg vs. Maccabi FOX Tel AvivNäher kam der deutsche Meister aber nicht mehr, da der spanische Titelträger weiterhin sehr abgeklärt agierte und zumeist seine freien Schützen fand. Ex-BBL-Profi Aaron Doornekamp, Fernando San Emeterio und Guilem Vives bauten die Führung ihrer Farben schnell wieder aus, die fortan stets zwischen neun und elf Zählern pendelte. Trotz der bedingungslosen Unterstützung durch ihre Fans ließen Nikos Zisis & Co. zu oft gute eigene Chancen ungenutzt und verpassten darüber hinaus auch defensiv die nötigen Stops, um eine erfolgreiche Aufholjagd starten zu können. Gegen Ende des dritten Viertels zog Valencia dann selbst nochmals in der Verteidigung an und erspielte sich beim 66:50 (30. Min.) die bis dato höchste Führung des Abends.

Die Hausherren gaben sich zwar auch im Schlussviertel nicht auf und kämpften verzweifelt darum, den Anschluss wieder herzustellen. Nachdem Hickman über weite Strecken der Partie den Alleinunterhalter spielte, bekam er nun von Augustine Rubit, Maodo Lô und Bryce Taylor die dringend benötigte Unterstützung. Auf der Gegenseite begann bei den Gästen plötzlich das große Nervenflattern. Fünf Taylor-Punkte und ein Rubit-Korbleger brachten Brose 15,1 Sekunden vor dem Ende tatsächlich nochmal bis auf einen Zähler (80:81) heran.

Bamberg startet nächstes großes Comeback

Als Fernando San Emeterio dann nur einen Freiwurf traf, hatten Ricky Hickman und seine Mitstreiter noch 14 Sekunden Restspielzeit. Broses Topscorer höchstpersönlich übernahm die Verantwortung – und das mit Erfolg: Bambergs US-Guard wurde ausgerechnet vom früheren Bamberger Publikumsliebling Tibor Pleiß beim Dreier gefoult, behielt die Nerven und warf Brose Bamberg von der Freiwurflinie zum 83:82-Sieg.

Turkish Airlines Euroleague 17/18 - 1. Spieltag: Brose Bamberg vs. Maccabi FOX Tel AvivDamit schaffte Brose Bamberg den zweiten nicht mehr für möglich gehaltenen Comeback-Sieg dieser Euroleague-Saison. Obwohl die Oberfranken ihrem spanischen Kontrahenten in fast allen statistischen Kategorien unterlegen waren, gaben sie auch nach einem schwächeren dritten Viertel nicht auf und kämpften sich durch ein 31:16 im Schlussabschnitt zum Sieg.

Brose Bamberg: Hickman (26 Punkte), Rubit (13), Taylor (10), Hackett (9), Lô (9), Zisis (6), Mitrovic (6), Wright (2), Radosevic (2), Staiger
Valencia Basket: Green (17), Van Rossom (12), San Emeterio (12), Thomas (12), Sastre (8), Doornekamp (8), Pleiß (7), Vives (3), Rudez (3), Puerto

Fazit von Brose-Headcoach Andrea Trinchieri:

„Was soll ich sagen? Eine weitere unvergessliche Nacht nicht nur wegen des Endergebnisses, sondern auch, wie sich alles entwickelt hat. Wir waren schlecht, sehr schlecht, auch weil sie jeden Drei-Punkte-Wurf getroffen hatten. Vor allem Van Rossom war unglaublich. Wir haben ihm keine Meter, keinen Zentimeter Platz gelassen, trotzdem hat er alles versenkt. Im Grunde genommen waren sie 37 Minuten lang besser. Dann, und das habe ich letztes Jahr gelernt, muss man manchmal über den Tellerrand hinausschauen. Wenn die Dinge, von denen du glaubst, dass sie funktionieren sollten, nicht funktionieren, musst du etwas ändern. Also haben wir mit vier Guards gespielt, haben das System über den Haufen geworfen. Wir haben Charakter gezeigt, haben uns nie aufgegeben, auch nicht, als wir mit zwölf bei noch drei Minuten hinten lagen. Maodo hat das Spiel gedreht, Daniel Hackett war unglaublich stark in der Verteidigung gegen Green. Und, endlich, hat auch Ricky gezeigt, weshalb er wichtig ist. Ich glaube, wenn man jemanden in der Arena, vor einem Laptop oder Fernseher gefragt hätte, wer das Spiel in den letzten drei Minuten gewinnen wird, hätte niemand Bamberg getippt. Aber meine Spieler sagten Bamberg. Bravo!“

Trainerstimme: Medienmitteilung Brose Bamberg
Fotos: Matthias Schramm