Stadtgalerie Bamberg – Villa Dessauer Hainstr. 4 a, 96047 Bamberg
Bail, Cleff d. J., Dunkelberg, Greiner oder Rose – um nur einige zu nennen – allesamt sind sie in Bamberg bekannte Künstlernamen. In der Öffentlichkeit ist bisher weniger bekannt, dass die Stadt Bamberg vor allem in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts viele Werke von ihnen für die Sammlungen der Stadt Bamberg erworben hat.
Bis Ende August zeigen nun die Museen der Stadt Bamberg in der Stadtgalerie Bamberg – Villa Dessauer Werke – überwiegend aus städtischem Besitz, aber auch einige Leihgaben – von Künstlerinnen und Künstlern, die zwischen 1900 und 1935 – aber nicht notwendigerweise in Bamberg – geboren wurden, in Bamberg zu Hause waren und hier und in der Region gearbeitet haben.
Ziel der Ausstellung ist es, der Bamberger Bevölkerung ein Wiedersehen mit alten Bekannten und Freunden, eben dem Bamberger URGESTEIN, zu ermöglichen und den Gästen in der Stadt eine etwas verstecktere Seite von Bamberg zu zeigen.
„Diese Ausstellung ist für alle Kunstinteressierten aus nah und fern wichtig, denn sie ist ein Spiegel der Kunstwelt im Allgemeinen und Besonderen“, so Museumsdirektorin Dr. Regina Hanemann bei der Eröffnung am vergangenen Freitag, 24. Juni. „Jeder kann Entdeckungen machen, Kunststile vergleichen, Entwicklungstendenzen der westlichen Kunst in den Jahren 1945 bis 1980 erkennen und nachvollziehen.“
Aber wie das mit alten Freunden eben ist: Man denkt immer, man kennt sie in- und auswendig, und ist dann überrascht wenn plötzlich eine unbekannte Seite, eine unerwartete Facette zum Vorschein kommt. „So ist es auch hier“, betonte Tanja Metzger, die mit Unterstützung des Bamberger Künstlers Erhard Schütze diese Ausstellung kuratierte. „Ausgewählt wurden nicht nur die altbekannten Werke, sondern ganz bewusst auch solche, die wenig oder noch gar nicht gezeigt wurden und nicht unbedingt dem Bild entsprechen, welches wir uns von diesem und jenem Künstler machen. Auf diese Weise entsteht ein einmaliger Überblick über das heterogene Werk dieser vielseitigen Künstlerinnen und Künstler“, so Metzger weiter.
Auch wenn die Ausstellung nicht den Anspruch auf Vollständigkeit erheben will und kann, so sei sie doch ein bemerkenswerter erster Versuch, das künstlerische Schaffen in Bamberg im 20. Jahrhundert in vielen Facetten zu erfassen, bemerkte Bürgermeister Dr. Christian Lange im Rahmen der Eröffnung. „Und sie bestätigt uns auch in unseren Überlegungen, ein Kultur- und Kreativquartier Lagarde auf dem Konversionsgelände zu schaffen, wo wir unter anderem der zeitgenössischen Kunst eine Heimat geben wollen.“ Die Großplastiken-Ausstellungen brachten moderne Kunst in ihre Stadt; zudem verfüge Bamberg über eine lebendige, junge Kunstszene. „Wenn wir von der Kunst- und Kulturstadt Bamberg sprechen, gehören auch die zeitgenössische Kunst und die Jugendkultur dazu“, sagte der Referent für Bildung, Kultur und Sport.
Geschichte und Geschichten sammeln
Einen ergänzenden Sammlungsaspekt für die Museen der Stadt Bamberg, nämlich künftig auch Geschichten über und zu den Künstlern zu erzählen, umriss Museumsdirektorin Dr. Regina Hanemann und gab sogleich eine kleine Anekdote zum Künstler Alexeij Borutscheff zum Besten, die ihr wiederum ein Freund erzählt habe. „Borutscheff wohnte sehr lange, ich meine, bis an sein Lebensende, im Haus der Familie des Freundes. Im Alter litt er unter dem grauen Star und ließ dies lange nicht operieren. Als er doch endlich von der Dame des Hauses überzeugt wurde und wieder gut sehen konnte, war er über die verbesserte Sicht auf seine eigenen Werke bass erstaunt und dann erschüttert und verärgert, weil er sie nicht mehr als seine Werke wiedererkannte. Er behauptete, dass diese Bilder von jemand anderem – zum Beispiel meinem Freund und seinen Brüdern – gemalt und ihm untergeschoben worden seien und zerstörte einen Großteil dieser vermeintlichen Fremdwerke selbst.“ Ihr Bekenntnis, „dass wir im Museum solche Geschichten leider bisher gar nicht gesammelt haben, ’nur‘ die Kunstwerke“, verband Hanemann sogleich mit dem allgemeinen Aufruf und der Bitte: „Teilen Sie uns per Post oder E-Mail die Geschichten zu Künstlern mit, die Sie erlebt haben. Dies gilt ebenso für Künstlerinnen und Künstler, die Sie hier vermissen.“
Die Künstlerinnen und Künstler
Bail Hanns 1921-1995
Bail Sela (Gisela) 1921-2001
Bauer Karlheinz 1925-1976
Bauer-Haderlein Ina 1922-2006
Bauer-Haderlein Robert 1914-1996
Benkert Josef Albert 1900-1960
Borutscheff Alexeji 1911-1994
Cleff Erich der Jüngere 1904-1983
Dunkelberg Len 1912-2007
Greiner Anton 1914-2007
Helldorf (Helldorfer) Jan (Hans) 1901-1987
Heller Alfred 1924-2012
Hoffmann-Bug Fritz 1915-1997
Kettmann Alfred Heinz 1912-2010
Klesse Reinhard 1932-2014
Kunz Peter 1937-2010
Leitherer Hermann 1919-1991
Liska Hans 1907-1983
Müller-Ebing Harry 1923-1984
Pöppel Max 1918-1968
Rose Mike 1932-2006
Stabenow Kurt 1918-2001
Stabenow-Tag Ursula 1920-2001
Stengele Edgar 1935-2015