Neue ResidenzWir wenden uns nun der Neuen Residenz zu, die sich gegenüber der Alten Hofhaltung befindet. Bei diesem Gebäude gibt es zwei Bauabschnitte, die zwei westlichen Flügel ließ Fürstbischof von Gebsattel in den Jahren 1605 bis 1611 im Stil der Renaissance errichten, die beiden Barockflügel am Domplatz erbaute Leonhard Dientzenhofer in den Jahren 1697 bis 1703 im Auftrag des Fürstbischofs Lothar Franz von Schönborn.

Wie die strenge Fassadengliederung, so entspricht auch die Raumaufteilung im Inneren noch ganz dem Architekturideal des 17. Jahrhunderts. In über 40 Räumen wird hier ein Querschnitt der Dekorationskunst und des Kunsthandwerks des 17. und 18. Jahrhunderts präsentiert. Besonders sehenswert sind die Stuckarbeiten, Möbel und Wirkteppiche.

Das Prunkstück in der Residenz ist der sogenannte „Kaisersaal“ im zweiten Stock des Barockflügels. Es handelt sich dabei um einen prächtig ausgestatteten Saal, der heute noch für Empfänge, Veranstaltungen und Konzerte dient.

In früherer Zeit erstreckten sich derartige Prunksäle stets über zwei Stockwerke, das war jedoch in dieser Residenz nicht möglich, weil gleich über dem Saal das Dach beginnt. Man wusste sich aber zu helfen, der Tiroler Maler Melchior Steidl fertigte ein perspektivisches Deckengemälde an, das zumindest den Eindruck entstehen läßt, dass die Decke viel weiter oben angesetzt ist und der Saal höhenmäßig über zwei Stockwerke geht. Die separaten Führungen durch die Residenz tangieren immer den Kaisersaal und der Besucher kann sich heute noch von der optischen Wirkung der Deckenmalerei überzeugen.

Die Neue Residenz hat schon viele geschichtsträchtige Ereignisse miterlebt: Im Gesellschaftszimmer steht der Schreibtisch, an dem Napoleon am 6.Oktober 1806, acht Tage vor der Schlacht bei Jena, die Kriegserklärung an Preußen unterschrieb. Marschall Berthier, der als Schwiegersohn des Herzogs Wilhelm in Bayern nicht zu Napoleon zurückgekehrt war, stürzte sich am 1.Juni 1815 beim Einzug russischer Truppen aus dem Fenster des Venezianischen Kabinetts, König Otto I. von Griechenland wohnte nach seiner Abdankung 1862 bis zum Tode 1867 in der Residenz. Bei dem barocken Schönbornflügel bildet der Vierzehnheiligenpavillion den baulich erhöhten Abschluß. Vom obersten Stockwerk aus hat man einen Blick bis zur Wallfahrtskirche „Vierzehnheiligen“, die sich nördlich von Bamberg, bei Staffelstein, befindet. Außer den Schauräumen der Schlösserverwaltung beherbergt die Neue Residenz im Gebsattelbau noch die Staatsgalerie Bamberg mit den Abteilungen „Altdeutsche Galerie“ und „Barockgalerie“. Im Dientzenhoferbau ist seit 1965 auch die Staatsbibliothek Bamberg untergebracht. Die 1968 neu eröffnete Staatsgalerie der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen enthält bedeutende Werke der altdeutschen, kölnischen und fränkischen Schule sowie des flämischen, holländischen und deutschen Barock. Insgesamt sind fast 200 Gemälde ausgestellt.

Vor dem weiteren „Einstieg“ in die Residenz sei noch auf ein Detail hingewiesen, das zunächst nicht weiter auffällt. Betrachtet man die Mauerkante, wo Barockflügel und Renaissancebau zusammenkommen, fallen Kragsteine auf, die deutlich hervorragen. Bis zum ersten Stock zeigen die Steine im Winkel zur Alten Hofhaltung hinüber und beim zweiten Stock weisen die Steine geradeaus weiter, warum? Die ursprüngliche Planung war, die Residenz mit der Alten Hofhaltung zu verbinden und die Straße durch einen Torbogen zu führen. Später kamen dann Pläne auf, die den Abriss der gesamten Alten Hofhaltung und die großzügige Erweiterung der Residenz vorsahen. Dieses Vorhaben, dessen Pläne bereits vorlagen, konnte aber nicht realisiert werden, da der spanischen Erbfolgekrieg Geldmittel band, die dann hier für den Bau nicht mehr zur Verfügung standen. Aus diesem Grund ist uns heute noch die Alte Hofhaltung erhalten geblieben.

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