Ein einfühlsamer Brief-Roman von Zsuzsa Bánk

Ein einfühlsamer Brief-Roman von Zsuzsa Bánk
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Die Welt von Márta und Johanna in „Schlafen werden wir später“

Tiefgründig, weise und ein wenig getragen, aber auch mitten aus dem Leben gegriffen, hochpoetisch und voller Liebe sowie Vertrauen zueinander entspinnt sich die Korrespondenz zwischen den Freundinnen Márta und Johanna. Zsuzsa Bánk las am Montag, 5. März, beim diesjährigen Bamberger Literaturfestival (BamLit) aus ihrem neuen Roman „Schlafen werden wir später“, der auf der Spiegel-Bestsellerliste steht. Asli Heinzel, Filialleiterin von OSIANDER Bamberg, war es eine besondere Ehre, die mehrfach ausgezeichnete Autorin im Vorfeld zu interviewen. 200 Zuhörer, größtenteils Frauen, waren in die Buchhandlung gekommen, um Gespräch und Lesung zu verfolgen.

Zsuzsa Bánk liest aus ihrem Roman "Schlafen werden wir später".

Zsuzsa Bánk liest aus ihrem Roman „Schlafen werden wir später“.

Wolfgang Heyder, Gesamtorganisator von BamLit, führte mit Begrüßung und Dank in die drittletzte Lesung des Literaturfestivals ein. Dieses kann sich sehen lassen. 14 ausverkaufte Veranstaltungen, darunter die von Zsuzsa Bánk, für deren Kommen sich Asli Heinzel besonders eingesetzt hatte. Im ersten Teil der Veranstaltung durchleuchtete die OSIANDER-Filialleiterin die unterschiedlichen Facetten des Schriftstellerinnenlebens von Bánk. Unter anderem fragte sie nach Gefühlen beim Schreiben oder danach, ist schließlich der neue Roman sehr emotionsbetont. So erfuhr die Zuhörerschaft, dass es für die Autorin nicht aufhöre, überwältigend zu sein, wenn der Bote irgendwann das fertige Buch bringt. Und dennoch gäbe es da eine Distanz und ein Staunen, dass das tatsächlich ihr Werk sei.

„Schlafen werden wir später“ – ein moderner E-Mail-Briefroman

Zsuzsa Bánk ist gleichzeitig eine akribische und feinfühlige Frau. Sie strahlte während der Veranstaltung eine wohltuende Ruhe wie auch eine hohe Konzentration aus. „Wenn ich schreibe, setzt das normale Leben für eine Zeitlang aus. Ich entwickele dann ein bisschen autistische Züge“, erklärt sie ihre Arbeitsweise. Die im jetzigen Werk gewählte Briefform habe, so die Schriftstellerin, den Vorteil, sehr persönliche, alltägliche und übergeordnete Gedankengänge verschmelzen zu lassen, was in einem „normalen“ Roman nicht in dieser Weise zusammengefügt hätte werden können. Ihre strukturierten, klaren und sinnigen Antworten auf Heinzels Fragen steuerten schließlich auf das Werk, aus dem sie in der zweiten Veranstaltungshälfte las, hin.

Schnitzel braten und Gefühlsleben

Zsuzsa Bánk im Gespräch mit Osiander-Filialleiterin Asli Heinzel.

Zsuzsa Bánk im Gespräch mit Osiander-Filialleiterin Asli Heinzel.

Inhaltlich geht es in „Schlafen werden wir später“ genauso um Schnitzel braten und die aufopferungsvolle Pflege vom erkrankten Kind wie um das zuweilen unerfüllte Gefühls- und Innenleben der beiden Protagonistinnen. „Eine intime Art des Innen und des Außen, das fast ein bisschen voyeuristisch ist“, nennt Bánk die Intention, die hinter der 700-seitigen Geschichte steht. Die zentralen Fragen sind letztendlich: Ist denn unser Leben so geworden, wie wir es uns gewünscht haben? Oder können wir jetzt, in der Mitte unseres Lebens, noch in eine andere Richtung lenken? Das fragen sich Márta und Johanna immer wieder und mit den beiden Frauen Leser und Zuhörer ebenfalls.

Weibliche Befindlichkeit mit poetischer Sprache

Während der Lesung spürten die Gäste in der Buchhandlung förmlich die Präsenz der zwei Heldinnen des Romans. Zsuzsa Bánk spricht von den beiden, als lebten sie ein Stück mit oder neben ihr. Neben uns. Die Autorin berichtet über ihre Figuren voller Respekt, aber auch mit einer ehrfürchtigen Distanz, so als hätte sie sie irgendwo getroffen und schätzen gelernt. Bánks einfühlsame Sprache untermauert das, evoziert Sehnsüchte und regt zum Nachdenken an.

Asli Heinzel war zu Recht schon im Vorfeld von dem Roman angetan. „Aber Johanna und Márta aus dem Mund von Zsuzsa Bánk erstehen zu lassen, ist noch einmal etwas ganz Besonderes“, beschließt die passionierte Buchhändlerin den eindrucksvollen Abend.

Fotos: Laurent Perraut