80:76 in Malaga! Brose Bamberg schlägt zurück

80:76 in Malaga! Brose Bamberg schlägt zurück
Sport

Der Deutsche Meister beweist Charakter und holt seinen ersten Euroleague-Sieg

Brose Bamberg hat sich nach dem bislang schwächsten Auftritt in der Trinchieri-Ära eindrucksvoll zurückgemeldet. Wenige Tage nach dem Ludwigsburg-Fiasko zeigte das neu formierte Team des italienischen Cheftrainers was in ihm steckt. Bei Unicaja Malaga zeigten Ricky Hickman & Co. nicht nur Charakter, sondern bestanden am Ende auch ihre Reifeprüfung und feierten mit 80:76 ihren ersten Euroleague-Sieg dieser Saison.

Turkish Airlines Euroleague 17/18 - 1. Spieltag: Brose Bamberg vs. Maccabi FOX Tel AvivObwohl die Oberfranken mit Nikos Zisis, der wegen Mandelentzündung in Bamberg geblieben war, auf ihren unumstrittenen Leader verzichten mussten, zeigten sie die mit Abstand beste Leistung dieser Saison. Aber auch Malaga wies nach, dass man zurecht in der Königsklasse spielt – vor allem in den ersten fünf Minuten. Die Spanier legten vor eigenem Publikum gut los und hielten das Tempo extrem hoch. Bamberg versuchte Malagas Geschwindigkeits-Basketball zu matchen und offensiv mit gleicher Münze zurückzuzahlen. Bis Mitte des ersten Abschnitts lief die Partie zugunsten der Andalusier, die sich eine 16:11-Führung erspielten.

Bamberg kontrolliert das Tempo

Anschließend schafften es die Gäste aus Deutschland aber, mit einer gesteigerten Aggressivität in der Verteidigung das Tempo stark zu drosseln und konnten so mehr und mehr die Spielkontrolle übernehmen. Fünf Punkte in Folge von Lucca Staiger bescherten Bamberg in der Schlussminute des ersten Viertels die erste Führung (24:22). Anschließend ließ Ricky Hickman, der zu Spielbeginn noch vom Wurfpech verfolgt schien, acht Zähler in Serie folgen, sodass das Trichieri-Team seinen Vorsprung behaupten konnte. Auf Seiten der Hausherren sorgte einzig Nemanja Nedovic für Kopfzerbrechen in Bambergs Defense. Egal welchen Verteidiger Coach Trinchieri gegen den serbischen Guard stellte, er spielte alle schwindelig und sorgte mit 14 Punkten in Halbzeit eins dafür, dass Bamberg nicht davonziehen konnte. Nach starken 20 Minuten führte Brose 39:35.

Defensive Intensität nimmt weiter zu

Nach dem Seitenwechsel versuchte Malaga gleich wieder seinen Hochgeschwindigkeits-Basketball aufzuziehen – mit Erfolg, da Nedovic jetzt seine Kollegen in Person von Sasu Salin etwas besser mitreisen konnte. Auf der Gegenseite zogen die Andalusier auch spürbar die Intensität in der Verteidigung an und machten den Gästen so das Leben schwer. Brose benötigte wieder eine kurze Anlaufzeit, ehe man auch selbst in der Defense eine Schippe drauflegen konnte. So entwickelte sich weiterhin ein enges, hochklassiges Kopf-an-Kopf-Rennen. Aufgrund der deutlich gesteigerten Verteidigungsintensität auf beiden Seiten gab es allerdings durch Fouls zahlreiche Spielunterbrechungen, wodurch der Spielfluss aus Halbzeit eins etwas litt.

Turkish Airlines Euroleague 17/18 - 1. Spieltag: Brose Bamberg vs. Maccabi FOX Tel AvivDennoch übernahm Malaga im dritten Quarter wieder die Führung und gab diese vorerst auch nicht mehr ab. Erst als Bambergs Ricky Hickman für die finalen zehn Minuten zurückkehrte und Augustine Rubit, der defensiv und beim Rebound einen bärenstarken Job ablieferte, sich auch in die Offense einschaltete, schaffte Brose wieder die Wende. In der Folge wechselte die Führung mit fast jedem Angriff zwischen beiden Teams hin und her. Doch gerade, als man sich aus Bamberger Sicht auf einen erneuten Euroleague-Krimi einstellte, leitete ein unsportliches Foul von Giorgi Shermadini an Augustine Rubit die Vorentscheidung zugunsten der Domstädter ein. Aus einem 65:66-Rückstand machten Rubit, Hickman und Hackett eine 73:66-Führung.

Rubit & Co. behalten die Nerven

Malaga gab sich zwar noch längst nicht geschlagen und schaffte 1:14 Minuten vor dem Ende den 76:76-Ausgleich. Der überragende Unicaja-Akteur Nemanja Nedovic (26 Punkte) versuchte in der Schlussphase alles, um sein Team doch noch auf die Siegerstraße zu führen. Da Leon Radosevic in der Crunchtime zwei Freiwürfe liegen ließ, blieb es auch bis in die Schlusssekunden spannend, doch Augustine Rubit und Lucca Staiger behielten die Nerven und sicherten den nicht unbedingt zu erwartenden 80:76-Auswärtssieg.

Brose zeigte in Malaga ab der fünften Spielminute eine bärenstarke Leistung und zeigte den zuletzt von Nikos Zisis kritisierten Charakter – allen voran Ricky Hickman (18 Punkte, drei Rebounds) und Augustine Rubit, der ein Double Double aus 15 Punkten und elf Rebounds auflegte. Aber auch die anderen Akteure von Headcoach Andrea Trinchieri stellten sich bedingungslos in den Dienst der Mannschaft und erfüllten ihre Rollen. So konnte Brose Bamberg nahezu alle Kategorien in dieser Partie ausgeglichen gestalten und hatte am Ende dank der deutlich besseren Freiwurfquote (86:64 Prozent) am Ende knapp die Nase vorn. Mit dem ersten Sieg im Rücken können die Bamberger am Freitag etwas befreiter in ihr Heimspiel gegen Baskonia Vitoria Gasteiz gehen. Die Spanier kassierten am Abend eine empfindliche 63:80-Heimniederlage gegen Valencia, woraufhin Baskonia-Coach Pablo Prigioni sein Amt als Headcoach niederlegte.

Unicaja Malaga: Nedovic (26 Punkte), Shermadini (10), Salin (7), Brooks (6), Augustine (6), McCallum (6), Diaz (5), Milosavljevic (5), Diez (2), Suarez (2), Musli (1)
Brose Bamberg: Hickman (18), Rubit (15), Staiger (13), Lô (11), Hackett (9), Mitrovic (6), Radosevic (4), Nikolic (2), Taylor (2)

Turkish Airlines Euroleague 17/18 - 1. Spieltag: Brose Bamberg vs. Maccabi FOX Tel AvivFazit von Brose-Headcoach Andrea Trinchieri:

„Ich glaube, unsere Saison hat heute begonnen. Es war ein großartiger Erfolg der Mannschaft. Wir haben alles aufs Parkett geworfen. Wir kämpften, wir machten Fehler, aber wir kamen stärker aus diesen Fehlern zurück. Glückwunsch an meine Spieler, dass sie zurückgeschlagen haben – auf die bestmögliche Weise. Für uns sind Siege wichtig, um endlich die Saison beginnen zu können. Aber hier zu gewinnen, wo Fenerbahce noch in der ersten Runde verloren hat, ist etwas Besonderes.“

Hat Brose personell nachgelegt?

Wenige Stunden vor dem Spielbeginn berichteten mehrere Medien übereinstimmend, dass der Deutsche Double-Champion auf seinen Personalengpass auf den großen Positionen reagiert und Dorell Wright verpflichtet hat. Der 31jährige US-Amerikaner spielte zuletzt beim bosnischen Klub KK Igokea und dessen General Manager Igor Dodik hat den Wechsel bereits auf Twitter bestätigt. Von Seiten Brose Bambergs steht eine offizielle Meldung noch aus, wird jedoch im Laufe des Donnerstags erwartet.

Für Igokea stand Wright lediglich vier Mal auf dem Parkett, legte dabei allerdings starke 26,8 Punkte 4,2 Rebounds, 1,5 Assists und 1,0 Steals auf. Von 2004 bis 2015 sammelte der 2,06 Meter große Forward in insgesamt 259 Einsätzen (Miami Heat, Golden State Warriors, Philadelphia 76ers und Portland Trail Blazers) reichlich NBA-Erfahrung. In der stärksten Basketball-Lia der Welt bekleidete Wright meist die Position des Small Forwards, in der Domstadt dürfte er aufgrund seiner Größe aber wohl eher als Power Forward/Center eingesetzt werden. Damit würde der mögliche Neuzugang die Lücke von Elias Harris schließen.

Fotos: Matthias Schramm