„9 Tage wach“: GZSZ-Star liest in Bamberg aus seinem Buch

„9 Tage wach“: GZSZ-Star liest in Bamberg aus seinem Buch
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Eric Stehfest zu Gast in der Bamberger „Hübscher“-Buchhandlung

Schauspieler Eric Stehfest war gestern Abend, den 29. Juli 2017, im Hübscher Buch- und Medienhaus in Bamberg zu Gast. Er las aus seinem kürzlich erschienenen Buch „9 Tage wach“, in dem der 28-Jährige autobiografisch aus seiner Drogenvergangenheit berichtet. Ungeschönt und schonungslos bot es den zahlreichen Besuchern Einblick in seinen früheren Alltag – den eines Crystal-Meth-Abhängigen, der schließlich einen neuntägigen Rausch nur knapp überlebte, den harten Entzug und das Leben danach.

Lesung Eric Stehfest im Hübscher Bamberg

GZSZ-Star Eric Stehfest war mit seinem autobiografischen Buch „9 Tage wach“ zu Gast im Bamberger Hübscher Buch- und Medienhaus.

Erfolgreicher Schauspieler in Deutschlands bekanntester Vorabendserie, Publikumsliebling bei „Let’s Dance“, verheirateter Vater eines 15 Monate alten Sohnes – Eric Stehfest hat es gut getroffen. Dass der 28-jährige eine Vergangenheit hat, die ihn zehn Jahre lang ein Doppelleben führen ließ und ihn schließlich fast das Leben gekostet hätte, sieht man ihm heute nicht mehr an. Eine Vergangenheit, in der die Partydroge Crystal Meth nach und nach zu seinem Lebensmittelpunkt wurde und die Sucht, von der er sich erst befreien konnte, als es fast zu spät gewesen wäre, seinen Alltag bestimmte. Am Samstagabend war der 28-Jährige zu Gast im Bamberger Hübscher Buch- und Medienhaus, dessen Kartenkontingent von knapp 180 Tickets komplett ausverkauft war.

Die große Schwester Crystal Meth

Dementsprechend gut gefüllt war das Erdgeschoss der Buchhandlung, als Eric Stehfest knapp zwei Stunden lang Publikumsfragen beantwortete und einige Passagen aus seinem Buch vorlas. Teil schockierend, teils tragikomisch aber vor allem schonungslos direkt und emotional sind die Offenbarungen, die Stehfests Autobiografie verraten. Fast zehn Jahre lang ist der Soap-Star schwer drogenabhängig – Grund ist Crystal Meth. Die sogenannte Partydroge ist berüchtigt dafür, einen Glücksrausch auszulösen, um den Konsumenten, lässt die Wirkung nach, in ein umso tieferes Loch fallen zu lassen. Sie gehört zur Gruppe der Methamphetamine, ist eine noch vergleichsweise günstige, leicht herstellbare Droge, deren Suchtpotential sehr hoch ist. Das Rauschgift verankert sich langsam aber sicher in Stehfests Alltag, wird zu einem ständigen Begleiter ohne den bald nichts mehr geht. „Christin“, wie er sie insgeheim nennt, wird zu seiner „Schwester“.

„Sie gibt dir das Gefühl, alles schaffen zu können, macht das Leben schneller und kann aus jedem eine Art Gott machen“, beschreibt Stehfest das Gefühl des Rauschzustands, den Crystal auslöst. Und dieses „High“ soll irgendwann nicht mehr nachlassen. „Abhängige sind immer auf der Suche nach dem nächsten Rausch, dem nächsten Glücksgefühl“, so Alexander Hoh vom Rauschgiftdezernat der Kriminalinspektion Bamberg, der ebenfalls zu Gast war. „Und das Suchtpotential ist gefährlich groß, bereits ein einmaliger Crystal-Konsum kann in die Abhängigkeit führen“.

Crystal in Bamberg?

Lesung Eric Stehfest im Hübscher Bamberg

Geduldig nahm sich der Autor am Ende der Lesung die Zeit, zahlreiche Bücher der insgesamt 180 Gäste, zu signieren.

Längst ist die Modedroge kein Großstadtphänomen mehr, auch in Bamberg ist Crystal Meth ein Problem. Schon allein durch die Nähe zu Tschechien, wo die synthetisch hergestellte Substanz zumeist produziert wird, macht die Beschaffung der Droge nicht schwer. Hoh warnt davor, ebenso sogenannte weiche Drogen wie Cannabis zu verharmlosen. Auch diese können vor allem bei jungem Publikum, die noch mitten in der Entwicklung stecken, bereits zu Psychosen oder Hirnschädigungen führen. Außerdem bestehe die Gefahr, die Hemmschwelle, auch stärkere Drogen auszuprobieren, herabzusetzen. Das Fachkommissariat wendet sich mit Aufklärungsprogrammen auch an Schulen und versucht somit, den Jugendlichen die Gefahren, die von Rauschgiften wie Crystal Meth ausgehen, zu vermitteln.

Sensibilisierung und Aufklärung

Ein Anliegen, das auch Eric Stehfest teilt. Mit seiner Geschichte will er aufklären und sensibilisieren. Auch er ist an Schulen unterwegs, besuchte eine Jugendvollzugsanstalt und seine ehemalige Entzugsstation. Er erreicht die Menschen damit nochmal auf einer anderen Ebene, weiß genau wovon er spricht und auch, was er dem Entzug und damit dem Leben ohne Drogen, das er seit nunmehr 5 Jahren führt, zu verdanken hat. Nachzulesen in seinem Buch, das er am Wochenende dem Bamberger Publikum präsentierte.

Ein neun Tage langer Rausch, während dem er gewissermaßen bereits „mit dem Leben abgeschlossen hatte“, war schließlich der Schlüsselmoment, der ihn dazu brachte, den kalten Entzug zu wagen und auch erfolgreich zu meistern. „9 Tage wach“ – der Titel seiner autobiografischen Publikation. Eric Stehfest plädiert für Empathie, Verständnis, Liebe und ein intaktes Familienverhältnis, alles unter anderem wichtige Aspekte in der Drogenprävention. Er beendete seine Lesung mit einem Dank für die Stille. Er habe gelernt, diese Momente wertzuschätzen, „wenn hunderte Menschen auf einmal leise sein können“.