85:84! Radosevic besiegelt Bambergs Zittersieg

85:84! Radosevic besiegelt Bambergs Zittersieg
Sport

Brose Bamberg ringt bissige Eisbären aus Bremerhaven nieder – Nikos Zisis am Knöchel verletzt

Das war knapp! Brose Bamberg musste in seinem letzten Hauptrunden-Heimspiel vor Beginn der Playoffs Schwerstarbeit verrichten. Gegen die Eisbären Bremerhaven lag der deutsche Meister lange Zeit – auch zweistellig – im Rückstand, erkämpfte sich in den Schlusssekunden aber noch einen knappen 85:84-Sieg. Diesen muss der Titelverteidiger aber wohlmöglich teuer bezahlen, denn Nikos Zisis verletzte sich früh am Knöchel und kam nicht mehr zurück.

easyCredit BBL - 31. Spieltag: Brose Bamberg vs. Alba BerlinZunächst erwischte Brose Bamberg nach seiner zehntägigen Spielpause einen exzellenten Start in die Partie und erspielte sich in den ersten zwei Minuten eine schnelle 7:0-Führung. Danach wurde Bambergs Spielfluss jäh unterbrochen. In einer Abwehraktion verletzte sich Nikos Zisis am Knöchel, blieb zunächst mit schmerzverzerrtem Gesicht liegen, ehe er – auf zwei Betreuer gestützt – humpelnd in der Kabine verschwand.

Da sich Coach Andrea Trinchieri im Vorfeld dazu entschieden hatte, mit Janis Strelnieks und Fabien Causeur zwei Guards zu schonen, mussten die Youngster Aleksej Nikolic und Maodo Lô hauptverantwortlich den Spielaufbau übernehmen – Unterstützung bekamen sie von Darius Miller, der am Ende sieben Assists verteilte. Vor allem der junge Slowene versuchte alles, um die Offensive am Laufen zu halten und war auch selbst erfolgreich, doch ohne seinen Anführer auf dem Parkett verlor Bamberg zusehends den Faden. Vor allem defensiv verlor der Meister mehr und mehr den Zugriff und Bremerhaven wusste seine Freiräume zu nutzen.

Hulls kontert Bambergs Aufholjagd

Angefangen mit Zisis´ Verletzung drehten die Norddeutschen, angeführt von Quincy Diggs und Harper Kamp, die Partie noch im ersten Viertel zu ihren Gunsten und erspielten sich anschließend bis zur zwölften Spielminute eine zweistellige Führung (32:22). Eine schnelle Auszeit von Brose-Coach Trinchieri (kurz nach Viertelbeginn) zeigte im Anschluss die gewünschte Wirkung: Bamberg kämpfte sich als Team langsam aber sicher zurück und konnte durch zwei Freiwürfe von Darius Miller in der 18. Spielminute wieder in Führung gehen (38:37). Trotz Bambergs Aufholjagd war Bremerhaven mit den ersten 20 Minuten noch lange nicht fertig. Allen voran Jordan Hulls drehte in der Schlussphase mächtig auf und trieb Bambergs „italienischem Vulkan“ an der Seitenlinie die Zornesröte ins Gesicht. Der Eisbären-Point Guard versenkte in den letzten 97 Sekunden vier – teils wilde – Dreier aus dem Dribbling und bescherte seinen Farben eine Neun-Punkte-Pausenführung (51:42).

Ihren starken Schlussspurt nahmen die Nordseestädter mit in die zweite Halbzeit. Zwar legte Broses Defense Hulls jetzt an die Kette. Doch Quincy Diggs, Karvel Anderson und der Rest des Teams unterstützten ihren Point Guard nach Kräften und brillierten weiter in der Offense. Der Meister versuchte kämpferisch alles, um einen Weg zurück ins Spiel zu finden, doch Bremerhaven hatte stets eine Antwort und konnte sich erneut zweistellig absetzen (64:52, 26. Min.).

Patrick Heckmann leitet die Wende ein

easyCredit BBL - 6. Spieltag: Brose Bamberg vs. EWE Baskets OldenburgWeiter ließen die Oberfranken ihren Kontrahenten allerdings nicht davon ziehen, eher im Gegenteil: Mit einem Drei-Punkt-Spiel und einem anschließenden Dreier läutete Patrick Heckmann Bambergs finale Aufholjagd ein. Plötzlich klappten bei den Brose-Boys die Angriffssysteme deutlich besser und man bekam endlich besseren Zugriff auf Bremerhavens Offensivwirbel. Zudem kamen die Bamberger jetzt immer wieder zu zweiten, dritten und manchmal sogar vierten Wurfchancen und konnten diese schlussendlich nutzten. Viertelübergreifend legte das Trinchieri-Team einen 15:3-Lauf hin, den Maodo Lô in der 31. Spielminute per Dreier zum 67:67 abschloss.

Die letzten neun Minuten in diesem finalen Viertel waren dann nichts für schwache Nerven. Bamberg verteidigte jetzt zwar aggressiver, doch die nimmermüden Gäste von der Nordsee gaben sich zu keinem Zeitpunkt auf und konnten immer wieder Nadelstiche setzen. Brose verteilte seine Offensive, angeführt von Aleksej Nikolic und Darius Miller (beide am Ende 16 Punkte), auf viele Schultern, absetzen konnte sich der Meister allerdings nicht – auch nicht mit tatkräftiger Eisbären-Unterstützung (Waverly Austin kassierte in der Crunch-Time ein unsportliches Foul gegen Nikolic).

Gamewinner Leon Radosevic

Bis in die Schlusssekunden blieb es ein enges Kopf-an-Kopf-Rennen, bei dem die Führung mehrfach wechselte. Die Entscheidung sollte schlussendlich in den Händen von Leon Radosevic liegen. Der kroatische Center musste beim Stand von 83:84 aus Bamberger Sicht und 16,3 Sekunden Restspielzeit an die Freiwurflinie treten. Während der erste Versuch sicher durch die Reuse flutschte, zitterte sich der zweite zum 85:84 in den Korb. Die Eisbären hatten dann zwar noch eine letzte Chance, doch Karvel Anderson – an diesem Abend viertbester Scorer seines Teams – kam im Dribbling nicht an Radosevic vorbei und sein Step-back-Dreier verfehlte sein Ziel.

easyCredit BBL - 31. Spieltag: Brose Bamberg vs. Alba BerlinSomit zitterte sich der amtierende Titelträger in seinem letzten Heimspiel der Hauptrunde 2016/2017 zu einem knappen Sieg und kann so seinen Verfolger aus München weiter hinter sich halten. Dennoch: Bremerhaven legte eine hervorragende Einstellung an den Tag und zeigte sein gesamtes Potential. Bambergs siegbringender Vorteil lag ganz klar bei den Rebounds – genauer gesagt bei den Offensivrebounds. Mit 19 Offensivrebounds holten Radosevic & Co. genauso viele, wie Bremerhaven insgesamt (Bamberg schnappte sich offensiv und defensiv zusammengerechnet 39 Boards).

Brose Bamberg: Miller (16 Punkte), Nikolic (16), McNeal (10), Radosevic (10), Theis (10), Lô (10), Heckmann (8), Melli (5), Staiger, Kratzer, Olinde, Zisis
Eisbären Bremerhaven: Diggs (20), Hulls (14), Kamp (13), Anderson (10), Elliott (9), Austin (6), Wendt (6), Bleck (2), Brembly (2), Breitlauch (2), Aleksandrov

Fazit von Brose-Headcoach Andrea Trinchieri:

„Wir haben eine unglaubliche Leistung am Ende abgeliefert. Wir waren für das Spiel heute nicht bereit. Am Ende der ersten Halbzeit haben wir in zwei Minuten das Spiel hergegeben. Uns fehlte der Biss in der Defense. 71% Wurfquote von Bremerhaven zeigen deutlich, dass unsere Defense nicht aggressiv genug war. Trotzdem haben wir in der zweiten Halbzeit einen Weg gefunden uns zurück ins Spiel zu kämpfen. Das Spiel war heute sehr emotional geführt, wie ein Playoff-Spiel. Es war eine exzellente Vorbereitung für die Playoffs.“

Trainerstimme: Medienmitteilung Brose Bamberg
Fotos: Matthias Schramm