Theologie trifft Krimi

Theologie trifft Krimi
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Friedericke Schmöe und Ottmar Fuchs lesen und reden bei Hübscher

Was verbindet die Privatdetektivin Katinka Palfy, die Veste Coburg, Martin Luther, die Liebe Gottes und ein Mord? Das konnten die Zuhörer im Hübscher Buch & Medienhaus am Donnerstag, 23. März, erfahren. Die Bamberger Kriminalautorin Friederike Schmöe las aus ihrem neusten Roman „Dohlenhatz“. Dabei ging der Charakter der Veranstaltung aber über eine gewöhnliche Lesung weit hinaus. Ottmar Fuchs, emeritierter Professor für Praktische Theologie, ergänzte den Romanstoff mit seiner theologischen Sichtweise.

Lange schon warteten die Katinka Palfy-Anhänger auf deren nächsten Fall. Nun ist er endlich da. Und mit der Detektivin war natürlich ihre Schöpferin Friederike Schmöe gekommen. Diese las, ausdrucksstark rezitierend, Passagen aus ihrem jüngst erschienenen Roman „Dohlenhatz“. Palfy löst darin ihren nunmehr elften Fall. Schauplatz des Geschehens ist die Veste Coburg. Und hier darf auch einer nicht fehlen: Martin Luther, der von Mitte April bis Anfang Oktober 1530 dort weilte. Insbesondere hinsichtlich des Lutherjahres 2017 kann man den Einbezug des Reformators in einen Krimi als eine ganz eigene Sichtweise auf die vielen Würdigungen, die derzeit stattfinden, betrachten.

Lebendige Diskussion: Von Luther bis zur heutigen Gesellschaft

Schmöe switchte mühelos zwischen Gegenwart und Vergangenheit und lies ihre Figuren und Charaktere vor dem geistigen Auge der Zuhörerschaft lebendig werden. Luther stellte sie dabei als erhabenen, distanzierten Professor dar. Dieses Phänomen, aber auch zahlreiche weitere Handlungen im Roman, animierten die Gesprächsrunde zu allerlei philosophischen, theologischen oder weltlichen Ausführungen. So sprachen Fuchs und Schmöe über Menschlichkeit und Opfer, Glauben und Religion, Gesellschaft und Kulturen. Die Runde fand trotz ihrer immensen Themenvielfalt und Verstrickung darin immer wieder zum Ausgangspunkt Kriminalroman zurück. Asli Heinzel, Leiterin des Hübscher Buch & Medienhauses, führte in gewohnt unterhaltsamer und stringenter Art durch den Abend. Das Thema dessen „Religion trifft Krimi“ fasste Fuchs am Ende wie folgt zusammen: „Kriminalromane haben eine Aufdeckung der Wirklichkeit in sich, eine Art Katharsis.“

Gottes Liebe, das Irdische und das Medium ‚Krimi‘

Nach gut anderthalb Stunden endete der mit vielen Aspekten gespickte Abend. Gottes bedingungslose Liebe – so Fuchs Ansatz – oder doch eher das Irdische – wofür Schmöe plädierte – sind nur zwei Gedankengänge, über die es sich lohnt, nachzudenken. Und obwohl Asli Heinzel, wie sie am Schluss bekannte, ihr Gehirn ab und an ob der komplexen Themen entknoten musste – und mit ihr das Publikum auch – war es doch ein erhellender und gedankenreicher Abend. Wer der Zuhörer hätte beim Kauf der Eintrittskarte gedacht, was ein Kriminalroman im Lutherjahr alles bewirken kann!

Erschienen ist das Buch im Gmeiner-Verlag Meßkirch.

Fotos: Frank Märzke