Bamberg gewinnt Overtime-Krimi in Ulm

Bamberg gewinnt Overtime-Krimi in Ulm
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Brose Baskets ringen Ulmer in deren Halle nieder und holen sich drei Matchbälle

Die Brose Baskets stehen dicht vor dem Gewinn ihrer achten deutschen Meisterschaft. Das Team von Andrea Trinchieri gewann das an Spannung und Dramatik kaum zu überbietende zweite Finalspiel bei Ratiopharm Ulm denkbar knapp mit 92:90 (82:82, 39:43) und liegt nun mit 2:0 in Führung.

Playoffs 2016 - Finale 1: Brose Baskets vs. Ratiopharm UlmMatchwinner für den Titelverteidiger war wieder einmal Liga-MVP Brad Wanamaker, der elf Sekunden vor dem Ende der Verlängerung per Layup die entscheidenden Zähler zum 92:90 erzielte. Zuvor allerdings mussten die Oberfranken alles geben, um aufopferungsvoll kämpfende Ulmer am Ende doch in die Knie zu zwingen.

Nach einer ausgeglichenen Anfangsphase (17:17, 6. Min.) übernahmen die Brose Baskets die Spielkontrolle. Da Ulm wieder verstärkt die Zone dicht machte, hatten Bambergs Schützen vor allem im ersten Viertel oftmals Platz an der Drei-Punkte-Linie und wussten diesen zu nutzen. Schnell wuchs der Vorsprung an und Nicolò Melli beendete kurz nach der ersten Viertelpause einen 14:4-Lauf der Gäste zur ersten zweistelligen Führung (31:21). Anders als noch in Spiel eins dieser Serie hatten aber auch die Ulmer ihr Visir aus 6,75 Metern Entfernung deutlich besser eingestellt und bließen zur Aufholjagd. Dabei hängten sich die „Spatzen“ insbesondere defensiv voll rein und gestattete dem Meister viereinhalb Minuten lang nicht einen einzigen Zähler. Mit ihrer starken Verteidigung erzwangen die Ulmer allein im ersten Durchgang neun Bamberger Ballverluste (am Ende standen 15 in Bambergs Statistik). Im Angriff der Ratiopharm-Truppe übernahm Da´Sean Butler und führte seine Farben ins Spiel zurück. Der athletische Forward sorgte in der 18. Spielminute mit einem seiner insgesamt fünf Dreier zum 37:36 nicht nur für den Führungswechsel, sondern legte in der Schlussphase der ersten Halbzeit noch fünf weitere Zähler zum 43:39-Pausenstand drauf.

Playoffs 2016 - Finale 1: Brose Baskets vs. Ratiopharm UlmMit Beginn der zweiten 20 Minuten kam Bambergs Offensive zwar wieder etwas besser in Schwung und netzte drei Dreier in Serie ein, doch die Ulmer kämpften weiter mit allem was sie hatten. Über die gesamte zweite Halbzeit konnte sich keiner der beiden Finalteilnehmer mehr einen nennenswerten Vorsprung erspielen. Die Brose Baskets machten sich dabei mit ihren zum Teil unnötigen Ballverlusten selbst das Leben schwer und sorgten dafür, dass Per Günther & Co. stets auf Tuchfühlung oder selbst knapp in Front lagen. Man merkte den Schwaben an, dass sie dieses Spiel um jeden Preis gewinnen wollten. Allen voran Pierra Henry ackerte unermüdlich und jeder mit einem orangenen Trikot ging konsequent zum Offensivrebound – Ulm holte sich insgesamt 18 Mal zweite oder gar dritte Wurfchancen (Bamberg 6). Das Momentum schien 2:04 Minuten auch auf Ulmer Seite zu sein, als diese mit 79:74 in Führung gingen. Doch dann schaltete Brad Wanamaker in den MVP-Modus und glich im Alleingang aus. Ein Wahnsinns-Dreier von Ulms Backup-Point Guard Henry zum 82:79 ließ die Fans in der Ratiopharm-Arena dann schon von Spiel vier träumen, doch Nikos Zisis sorgte für den wiederholten Gleichstand. Am Ende hatte Bamberg in Person von Wanamaker noch die Siegchance, der starke Henry ließ „Captain Wanamaker“ aber nicht mehr zum Wurf kommen – Verlängerung!

In der fünfminütigen Verlängerung profitierte der Titelverteidiger dann aber doch vom Kräfteverschleiß der Hausherren, die nur sieben Akteure zum Einsatz brachten. Dennoch ließen sich die Ratiopharm-Korbjäger nicht abschütteln und hatten am Ende mit dem letzten Wurf die Chance zum Sieg. Sowohl Da´Sean Butler (einziger Fehlwurf von „downtown“) als auch Per Günther konnten ihre letzten Würfe nicht verwandeln. So triumphierten am Ende die Brose Baskets 92:90 und holten sich die 2:0-Führung. Am Sonntag können die Brose Baskets nun in eigener Halle die Meisterschaft klar machen, müssen sich aber noch einmal auf heftigste Gegenwehr seitens der Ulmer einstellen. Insbesondere bei der Reboundarbeit müssen sich die Oberfranken aber dringend steigern. Ulm konnte durch seine Offensivrebounds 13 Mal mehr auf den Korb werfen. Dass der Gastgeber dennoch keinen großen Vorteil daraus ziehen konnte, lag an acht Bamberger Blocks, von denen allein vier auf das Konto von Daniel Theis gingen, der an seiner ehemaligen Wirkungsstätte mit je sechs Punkten und Rebounds eine solide Partie ablieferte.

Playoffs 2016 - Finale 1: Brose Baskets vs. Ratiopharm UlmFazit von Headcoach Andrea Trinchieri:

„Gratulation an Ulm – sie haben heute eine außergewöhnliche Leistung gezeigt. Es war ein unglaublicher Kampf und Werbung für den Basketball-Sport. Wir haben exzellent begonnen, dann aber unseren Rhythmus verloren. In dieser Phase haben wir den Ball nicht gut bewegt. Das Ende des zweiten Viertels war ein Albtraum für uns. Das dritte Viertel haben wir dann wieder besser begonnen, allerdings erneut Fehler gemacht – so kam Ulm zurück ins Spiel. Die Overtime war dann ein angemessenes Ende für dieses Spiel. Ulm verdient unseren größten Respekt. Sie haben großartig gespielt. Und nichts anderes erwarte ich auch am Sonntag.“

Ratiopharm Ulm vs. Brose Baskets n.V. 90:92 (21:28; 22:11; 22:26; 17:17; 8:10)

Ratiopharm Ulm: Günther (20 Punkte), Butler (19), Henry (14), Babb (13), Morgan (10), Rubit (10), Braun (4), Ferner
Brose Baskets: Wanamaker (23), Melli (16), Zisis (15), Strelnieks (10), Miller (9), Radosevic (9), Theis (6), Heckmann (4), Harris, Staiger

Fotos: Matthias Schramm